Folkeboot Lotte

ein halbes Jahrhundert auf der Ostsee

21
Mai
2015

Ein gelbes Land

Himmelfahrt ist immer eine gute Gelegenheit für ein verlängertes Wochenende – vier Tage zu Beginn der Saison laden zum Segeln ein.

In diesem Jahr ließ die Wetterprognose aber nicht gerade Urlaubsstimmung aufkommen: Kühle Tage, kalte Nächte, wenig Sonne, viel Wind und dazu auch noch immer wieder Regen… Dazu kam dann noch der Stau auf der Autobahn. Da die A7 für die nächsten Jahre eine Dauerbaustelle ist, entscheiden wir jedes mal nach der Verkehrslage: A7 oder A1&A21 – spätestens in Eckernförde ist unsere Route dann ja wieder gleich.

Die Nacht auf Donnerstag war eisig und der Feiertag empfing uns mit grauen Wolken, wenig Wind und vereinzelten Schauern. Zusammmen mit Gunthi&Nino entschlossen wir uns für einen ausgedehnten Brunch und einen Start gegen Mittag, dann sollte es laut dem Norweger besser werden. Unser Plan sah vor zuerst nach Norden zu segeln, durch den Alssund und dann nach Augustenborg oder Dyvig – das grobe Wochenendziel war Aabenraa und vielleicht auch Als-Rund.

Über die Geltinger Bucht ging es noch recht schleppend, aber wenigstens legten wir eine Punktlandung mit der Brücke in Sønderborg hin. Direkt hinter der Brücke kam dann Wind auf und so konnten wir mit durchschnittlich 5kn den Alssund nach Norden segeln. Trotz einigen Begegnungen mit hübschen alten Booten und Schiffen hatten wir bei unserer Törnplanung komplett vergessen, dass in Flensburg Rum-Regatta war – naja, bei dem Wetter war das auch nicht so schlimm…

Am Ende des Sunds, beim Eingang in den Alsfjord, entschieden wir uns dann gegen das Aufkreuzen in Richtung Dyvig und für das Ablaufen nach Augustenborg. Kaum hatten wir achterlichen Wind, da fühlte sich das Ganze auch nicht mehr so kalt an.In Augustenborg verzogen wir uns dann aber alle schnell in die geheizte Kajüte von Seewiefke; ein heißes Getränk und ein schönes Essen machten uns bald darauf wieder richtig warm. Leider war aber nicht alles warm geworden, denn bei einem schwungvollen Schritt von der Backskiste ins Cockpit zog es plötzlich gewaltig in meinem Rücken und danach war an schmerzfreies Sitzen oder auch Schlafen nicht zu denken…

Mein Rücken und die Starkwindwarnung für das Wochenende ließen uns dann am Freitag von unseren geplanten Zielen Abstand nehmen. Als neues Ziel wählten wir Sønderborg – zum einen wäre es da sicher einfacher eine Apotheke zu finden und zum anderen könnten wir am Samstag, bei jeder Art von Westwind, leicht zurück nach Wackerballig. Das Wetter zeigte sich am Freitag dann auch mal von seiner freundlicheren Seite: Zwischen den Wolken kam immer mal die Sonne hervor und so wurde es endlich auch ein wenig wärmer. Leider vertrieb das gute Wetter auch den Wind und so kreuzten wir erst mühsam gen Westen, bevor wir dann ganz langsam durch den Alssund nach Süden trieben. Für die knapp 11nm brauchten wir dann am Ende gute fünf Stunden. Auch mit der Brücke hatten wir kein Glück: dieses Mal mussten wir einige Zeit warten. Bei dem Wetter war das aber kein Problem. Auch wenn das ruhige Segeln und die Wärme der Sonne meinem Rücken gut getan hatten, so war ich doch sehr froh, als Gunthi, Nino und Robbi nach einem Einkaufsbummel in Sønderborg nicht nur mit Köstlichkeiten für ein tolles Abendessen, sondern auch mit der dänischen Variante von Tetrazepam wieder kamen. Medikamnete in Dänemark zu bekommen scheint nicht ganz einfach zu sein, in der Apotheke akzepierten sie Gunthis internationalen Arztausweis erst nach gutem Zureden und dann musste er für mich sogar noch ein dänisches Rezept ausstellen.

Aus dem gemeinsamen Abendessen wurde leider nix, denn während der Vorbereitungen erreichte Gunthi ein Anruf aus Hannover und nach kurzem Gespräch war für die beiden schnelle Rückreise angesagt. So verbrachten wir das Essen auf LOTTE und schon verließ Seewiefke den Hafen und zog mit dem frisch aufgekommenen West zügig davon.

So verbrachten wir den Abend alleine an Bord von LOTTE, machten uns das leckere Essen und verzogen uns danach aber schnell in die Kajüte – es wurde wieder empfindlich kalt.

Am Samstag Morgen, eine Tablette hatte gereicht um gut durch zu schlafen, pfiffen um uns herum dann die Riggs und dunkle Wolken drohten am Himmel. Da für den Mittag schwere Schauerböen vorausgesagt waren, entschieden wir uns für einen frühen Aufbruch: Um kurz vor acht, noch vor dem Frühstück, setzten wir die Segel und dann ging es mit über 6kn über die Bucht nach Wackerballig. Dort angekommen nutzten wir erstmal den Salon von Seewiefke für ein ausgedehntes Frühstück, bevor wir dann Besuch von Mike bekamen. Den ganzen Nachmittag kamen dann Schauer oder auch etwas Hagel runter und wir waren froh, dass wir nicht mehr auf dem Wasser waren.

Sonntag bließ dann ein starker bis stürmischer West immer wieder schwere Schauer über die Bucht, so dass wir nach dem Frühstück schnell gen Heimat aufbrachen; auf der schönen Strecke durch Angeln, entlang der Schlei, über die Schleibrücke in Lindaunis und dann ich Richtung A7 erlebten wir Schleswig-Holstein von seiner stimmungsvollsten Seite: Zwischen den Regen-, Hagel- und Gewitterböen kam immer wieder die Sonne hervor und brachte dem Raps vor einer eindrucksvollen Kulisse auch grünen Wäldern und dunklen Wolken zum leuchten.Eine solche Fahrt, durch die von mir so geliebte Landschaft, entschädigt dann für so manches schlechtes Segelwetter oder die 800km Autofahrt an jedem Wochenende.

Kategorien: Törns

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