Folkeboot Lotte

ein halbes Jahrhundert auf der Ostsee

Kalt ist es nicht, als wir am vergangenen Samstag gegen halb sieben unsere Nasen raus aus der Kajüte, und rein in den Nebel stecken. Aber unsere morgendliche Trägheit – verstärkt durch das traditionelle Saison-Abschieds-Essen mit Volker beim Griechen – verschwindet rasch, als erste Tropfen auf uns fallen. So wunderschön die Stimmung des windstillen und nebligen Morgens auch ist, alles ist nass und vor allem extrem rutschig.

Da unser Abendessen dem Gefühl nach erst wenige Minuten zurück liegt, lassen wir das Frühstück ausfallen – kein Frühstück bedeutet auch kein Abwasch und damit weniger Arbeit und vor allem weniger Nässe an Bord. Wir räumen das warme und gemütliche Bett zur Seite, dann geht es draußen mit Persenning und dem Baum weiter.

Um pünktlich zu unserem Termin in Gelting-Mole zu sein starte ich gegen 9Uhr den Motor und tucker mit LOTTE ein letztes Mal in dieser Saison aus ihrem Heimathafen.Während LOTTE und ich langsam im Nebel verschwinden, macht Robbi sich auf zum Wagen und dann nach Gelting-Mole. Da ich mit dem Boot bei weitem schneller bin als er mit dem Auto ist, stoppe ich auf halber Strecke den Motor, lasse mich treiben und klare etwas an Deck auf.Wir hatten verabredet, dass Robbi sich per Telefon meldet sobald er auf der Mole und damit der Photoposition steht – mit seinem Anruf starte ich den Motor und weiter geht’s auf der Fahrt durch den sich lichtenden Nebel.In Gelting-Mole läuft alles wie immer: Nach ein paar Kreisen vor dem Kran (ich will ja nicht den Dreck des Hochdruckreinigers vom vorherigen Termin abbekommen) fahre ich in die Box und nach wenigen Minuten ist unser Mast bereits gezogen.Während Robbi den Mast begleitet, warte ich ab und mache Bilder – steht da etwa einer ohne Helm unter einer schwebenden Last?Auch der Rest verläuft ohne Stress, Komplikationen oder große Rücksprachen – egal ob mit Patrick oder, wie dieses Mal, mit Frank, die beiden verstehen ihr Geschäft und es gab noch nie Probleme!Als LOTTE dann aus dem Wasser gehoben wird, wundern wir uns doch über den vielen schleimigen Bewuchs auf dem Unterwasserschiff. Von dem Rot des Antifoulings ist nicht mehr viel zu sehen und bei näherer Betrachtung erkennen wir auch einiges an Pocken und Muscheln – liegt das jetzt an dem neuen Antifouling, an der warmen Ostsee in dieser Saison oder an etwas ganz anderem? Da uns viele der Umherstehenden von ähnlichem an ihren Booten berichten, hoffen wir das Antifouling als Grund streichen zu können.Wenigstens ist der Hochdruckreiniger extrem effektiv gegen das Zeug und so sieht LOTTE nach kurzer Zeit wieder fast so aus, als könnte sie gleich wieder rein ins WasserRobbi rückt den Pocken – die wir nur auf Backbord, unserer Seite nach Süden, finden – mit dem Spachtel zu Leibe und dann geht’s ab auf den Trailer. Obwohl wir dieses Prozedere nur einmal im Jahr machen (nicht wöchentlich oder monatlich wie einige Regattasegler) geht alles ganz flott und nachdem wir den Mast abgeriggt haben, ist alles schnell verladen und verzurrt. Da LOTTE dieses Jahr nicht gleich nach Hause darf – wegen unseres Wassereinbruchs in der Saison muss sie in die Werft – wollten wir uns für die paar Kilometer von Gelting-Mole zu Henningsen&Steckmest, in Grauhöft an der Schlei, nicht den Wagen von Jan leihen. Dank Volker haben wir für unsere kurze Überführung aber das perfekte Zugfahrzeug – nochmal vielen Dank! An der Werft angekommen, schaffe ich es gerade das Boot von innen aufzuklaren während Robbi den Mercedes in Wackerballig gegen den Volvo tauscht. Dann entladen wir alles, was im Winter bei uns auf dem Dachboden liegt. Neben allem Tauwerk, dem Geschirr und der Literatur sind das vor allem alle Kissen und die Polster. Punkt 14:00 Uhr verladen wir das letzte Teil in den Wagen – gerade rechtzeitig, denn Malte Steckmest kommt gerade zu unserem Termin.

Gemeinsam begutachten wir die Probemstelle – nochmal von innen aber vor allem dieses Mal von außen. Wir sind uns ziemlich sicher, dass das Wasser durch die Laschung zwischen (Holz-)Kiel und Vorsteven in das Schiff dringt; genau unter dem Mastfuß. Als Lösung einigen wir uns auf eine neue Verbolzung dieser beiden Elemente; dazu wird es bald einen Bericht aus der Werft geben.

Nach diesem langen und sehr guten Gespräch rufen wir bei Gunthi&Nino an, sie hatten ihren Krantermin um 15:00 Uhr und sind mittlerweile auch fertig. Zum gemeinsamen Ende einer wunderbaren Saison treffen wir uns wieder in Wackerballig und genießen im Strandhus leckere Ente bei einem Blick auf die sonnenbeschienene Ostsee unter unserem geliebten Schleswig-Holsteiner Himmel.

Um Punkt 21:00 Uhr sind wir wieder zuhause, aber nach der Saison ist vor der Saison und so laufen bis Mitternacht noch 4 Waschmaschienen, 2 Trockner und 2 Geschirrspüler – für die Saison 2015 soll ja alles sauber sein!

Kategorien: Törns, Winterarbeit

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