Folkeboot Lotte

ein halbes Jahrhundert auf der Ostsee

Nachdem wir in diesem Jahr unseren Sommertörn ja leider um eine Woche verschieben mussten, sind wir jetzt seit Samstag, dem 19. Juli unterwegs. Wie schon in den letzten Jahren, wollen wir auch in diesem Sommer einen täglichen Blog schreiben; wir stellen ihn immer dann Online, wenn wir einen Hafen mit gutem WLAN finden.

Ein wilder Ritt (20/VII)

Nach unserer Anreise, von Wilhelmshaven über Hamburg, bei tropischen Temperaturen, haben wir noch in der Nacht gestaut und uns dann in die Koje begeben. Der frische Ostwind wehte beständig in die offene Kajütte und so können wir das erste mal seit Tagen bei angenehmer Temperatur schlafen. Mit der Morgensonne frischt dann allerdings auch der Ost auf und eigentlich würden wir am liebsten sofort aufbrechen. Wir brauchen aber noch Brot und Benzin – das Frühstück gönnen wir uns beim Bäcker – und so kommen wir erst um kurz nach 10 aus dem Hafen. Mit 4 bis 5 Bft. aus ESE kommen wir gut bis zum Leuchtturm Kalkgrund und auch noch etwas drüber hinaus. Dann schralt der Wind, kommt mal schwächer, mal stärker, und immer genau von vorne. Als wir die Länge von Kegnæs erreicht haben, schläft der Wind kurz ein, um dannach auf Ost zu bleiben und auf 6 bis 7 Bft. zuzunehmen. Mühsam kreuzen wir um Pøls Rev und können dann einen harten Anlieger auf Skjoldnæs segeln.
Auf dem Belt steht eine recht steile See und wir nehmen von oben und unten ordentlich Wasser. Je dichter wir Ærø kommen, umso niedriger werden die Wellen, aber der Wind wird stärker. Wir haben jetzt 12 bis 14 m/s (also fast 7 Bft.). Aus irgendeinem Grund entscheiden wir uns gegen das Reffen und folgen unserem Kurs über die Nordspitze von Ærø hinaus. Hier wird es jetzt richtig garstig: Zwischen den Inseln hat sich eine steile Welle aufgebaut und außer uns ist kein anderes Segelboot mehr auf dem Wasser. Am einfachsten wäre es jetzt, den Kurs beizubehalten und nach Lyø oder Dyreborg zu segeln, aber in Søby warten Gunthi&Nino. Da der Wetterbericht für Montag noch mehr Wind vorher sagt, wollen wir die beiden unbedingt heute erreichen. So laufen wir fast bis an die Küste von Avernakø, wenden und halten Søby an.

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Der Hafen von Søby besteht aus 3 Becken, was für uns ein großes Glück ist. Da vor der Moole eine ziemliche See steht, laufen wir mit Vollzeug vor dem Wind in den Fährhafen und bergen die Segel erst im Schutze der Buhnen. Der Yachthafen ist schon vollkommen überfüllt, aber wir finden Platz an einem Dänen, drei Boote schräg gegenüber von Seewiefke.

Die Begrüßung mit den Junx ist herzlich, aber sehr kurz – wir müssen erstmal wirklich ankommen, Lotte und uns trocken legen. Soviel Wasser wie heute hat Lotte seit Jahren nicht gemacht; nach 2 Wochen mit knaller Sonne und Temperaturen um die 30°C, ist das Holz so ausgetrocknet, dass es am Vorluk, den Püttingeisen, den oberen Planken und leider auch an einer uns unbekannten Stelle seinen Weg in Lotte gefunden hat. Jetzt steht das Wasser in der Bilge bis knapp unter den Bodenbrettern, die Polster sind an den Seiten nass und wir bis auf die Knochen durch. Bei Sonne, Wind und 25°C wird aber fast alles an diesem Abend noch trocken und da für den nächsten Tag ein Hafentag geplant ist, können dann auch die Polster richtig durchtrocknen. Bevor es dann in den gemütlichen Teil des Abends auf Seewiefke geht, gönnen wir uns ein kaltes Bier und einen leckeren Burger im Havnegrill.

 

Starkwind, Sonne, freie Busfahrt (21/VII)

Über Nacht hat der Wind zwar etwas abgenommen, aber mit dem Beginn des Tages beginnt auch das Pfeifen in den Riggs. An diesem Vormittag laufen aus dem überfüllten Hafen nicht mal eine Hand voll Boote aus, alle anderen gönnen sich einen Hafentag bei herrlichstem Sommerwetter. Trotz des Windes ist es schon am frühen Vormittag richtig heiß und so lassen wir unsere Polster, angebunden an Seewiefkes Seereeling, stehen und fahren gemeinsam mit dem Bus nach Ærøkøbing mittlerweile scheint es sich rumgesprochen zu haben dass die Busse auf der Insel gratis sind und so bekommen wir gerade noch 4 Plätze für uns. Da der Bus nicht die direkte Strecke nimmt, sehen wir einen großen Teil der lieblichen Insel. An fast jeder Haltestelle gibt es einen Grund auszusteigen, aber uns ist einfach zu heiß. In Ærøkøbing besichtigen wir das neue Museum in der alten Werft und schlendern dann durch die malerische alte Stadt – mit den liebevoll gestalteten und in allen Farben bemalten Häuschen gilt Ærøkøbing zu recht als die heimliche Hauptstadt der dänischen Südsee. In der berühmten Räucherrei im alten Hafen gönnen wir uns ein kaltes Bier und kaufen für das Abendessen ein – Räucherfisch und ein Salat erscheinen uns als eine gute Idee bei diesen Temperaturen. Zurück in Søby finden wir trockene Polster aber leider ein Boot voller Wasser vor. Obwohl im Hafen keine Welle steht und Lotte in den vergangenen Monaten nicht mal 2 Finger Wasser pro Woche gemacht hat, steht das Wasser jetzt wieder unter den Bodenbrettern und gibt uns einiges zum Nachdenken. Wir pumpen die Bilge leer und beschließen die nächsten Tage immer im 12h-Takt zu lenzen, um einen guten Vergleich zu bekommen. Nach dem Schreck und vor dem Essen gehen wir erstmal alle zusammen baden: Der auflandige Wind hat den Grund zwar etwas aufgewühlt, aber Quallen sollen nicht dort sein und 22°C Wassertemperatur sind zu verlockend.
Während unseres wunderbaren Abendessens kommt dann der Hafenmeister und dieser verspricht, wie auch das Internet für den nächsten Tag bestes Wetter und 3 bis 4 Bft..

Neuer Hafen, alte Insel (22/VII)

Die Nacht war warm und ruhig, und auf den trockenen Polstern haben wir gut geschlafen. Wie schon so oft, beim Frühstück auf Seewiefke machen wir die Törnplanung: Gunti&Nino wollen gerne mal nach Avernakø und auch für Robbi ist dieser Hafen neu. Da ich das letzte mal vor 10 Jahren dort war, habe auch ich keine Einwände und so verlassen wir gegen 10 Uhr den Hafen von Søby. Es hat wohl vielen in den Fingern gejuckt, den innerhalb von einer halben Stunde war der Hafen fast leer. Knapp 8 Meilen sind normalerweise für uns kein Tagestörn, aber als wir gegen Mittag auf Avernakø ankommen, bekommt Seewiefke eine der letzten freien Boxen und wir quetschen uns auch noch mit hinein. (Ein Folkeboot findet eben immer und überall Platz.) Während wir den perfekten Badestrand nutzen, wird es im Hafen richtig voll – da die Boxen längst belegt sind, liegt man im Päckchen.

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Bei unserem letzten Besuch auf Avernakø, damals lagen wir in Korshavn, hatten wir einen Hofladen entdeckt, der frisches Lammfleisch verkauft – zu diesem will Robbi unbedingt wieder hin. Während Nino und ich nochmal Baden, laufen Robbi und Gunthi über 3 Kilometer zu dem Hof und schleppen dannach leckere Köstlichkeiten die gleiche Strecke zurück. Da man auf unseren Spirituskochern nicht wirklich braten kann, fällt unsere Wahl auf den tollen Grill, den wir für unseren letzten Sommertörn von meinem Vater bekommen hatten. Lammfilet, Steaks und Rücken, ein Nudelsalat mit geschwenktem Gemüse, wie gut geht es uns in diesem schönen Sommer. Einziger Wehrmutstropfen des Tages: Für Lotte zahlen wir die gleichen 130 Kronen wie für die 2m längere Seewiefke.

Lyø, Insel im Ausnahmezustand (23/VII)

8 Meilen Tagestörn? Das können wir toppen – von Avernakø setzen wir Kurs auf Lyø. Bei einer Distanz von 3,5 Meilen müssen wir schon einige Manöver fahren, damit es sich nach Segeln und nicht nach Badeurlaub anfühlt. Wir haben aber Gunthi eine Kamera in die Hand gedrückt und so segeln wir lustig um Seewiefke herum und endlich gibt es Bilder von uns beiden auf Lotte. Trotzdem erreichen wir nach einer knappen Stunde Lyø und obwohl es noch nicht einmal 12 Uhr ist, müssen wir bereits im Päckchen mit Seewiefke am Brückenkopf festmachen.

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Es dauert auch nicht lange, dann sind alle Brückenköpfe und die Hafeneinfahrt belegt; trotzdem können wir noch ein tolles Manöver der May bewundern, Mikes aktuelle Charterer kreuzen mit Vollzeug gegen den Wind und durch den überfüllten Hafen – Folkesegeln pur! Hier treffen wir auch Fabian, den es mit einem Kumpel und seiner Little Summer auch hierher verschlagen hat. Während Robbi, Gunthi und ich das “einfache Baden” bevorzugen, will Nino es wohl der Jugend beweisen, er springt mit den beiden vom 5m hohen Fähranleger. Zu sechst geht es dann zum Kaufmann in das malerische Dorf – wer diese alten Höfe einmal gesehen hat, der versteht, warum Lyø die Perle der dänischen Südsee genannt wird. Als wir zurück zum Hafen kommen, liegen die Boote schon in 7er Päckchen und am Strand neben dem Hafen ist vor lauter Menschen kaum mehr Sand zu sehen. Während die deutschen Crews zum großen Teil aus mehr oder weniger ergrauten 2er Teams bestehen, sind die Dänen (und viele Schweden) oft mit vielen Kindern an Bord. Auf den Stegen liegt Spielzeug, Schlauchboote paddeln um die Wette und die größten gefischten Krebse werden jedem vorbeikommenden stolz präsentiert. Gegen Abend verschiebt sich die Menschenmenge vom Strand an die Grillplätze, hier verschwindet die Separation der Crews, man teilt sich den Grill, den Herd, die Spüle und manchmal auch das Essen. Bei uns wird zusammengeschmissen, für unser Abendessen zu sechst gibt es Pasta und dannach verschwinden Robbi und Gunthi in Richtung Klokkesteen. Nachdem sich Fabian und sein Kumpel von uns verabschiedet haben, sitze ich mit Nino bei einer Pfeife im Cockpit und wir genießen den beginnenden Sonnenuntergang. Genau rechtzeitig kommen Robbi und Gunthi von Ihrem 1,5 Stunden strammen Marsch zurück und wir lassen den Abend gemeinsam ausklingen. Im Schein der Petroleumlampe sitzen wir noch lange in der lauen Sommernacht, morgen fahren die Junx in Richtung Heimat und für uns geht es dann alleine nach Norden.

Wir schmelzen (24/VII)

In der Nacht ist der Wind fast eingeschlafen und so merken wir bereits vor 8 die Hitze der Sonne. Während Robbi zum Købmand geht, ein Abschiedsfrühstück ohne Brötchen und Ei wäre kein richtiges Frühstück, bereiten Nino und ich den Tisch, jeden Flecken Schatten nutzend. Nach dem schönen Essen geht es dann ganz schnell, abwaschen, Segel anschlagen und raus aus dem Hafen. Die ersten Meilen segeln wir noch zusammen, doch bald setzen wir einen Kurs nach Norden. Während Seewiefke, mit dem Ziel Dyvig, nach Westen segelt, bleiben wir an der Küste von Fyn – wir wollen zum Proviantieren nach Assens. Der Wind anfänglich noch aus ENE wird über Mittag immer schwächer, bevor er dann auf West dreht. Das Thermometer unter Deck zeigt 35°C und in der Sonne im Cockpit ist es sicherlich nicht kälter… So drehen sich alle unsere Gedanken um das Thema Sonnenschutz und bei dem schwachen Wind setzen wir am Ende unsere Baumpersenning als Sonnensegel zwischen Achterstag und Want. So lässt es sich gut aushalten und wir kommen trotz der Hitze, und dem schwachen Wind, Assens immer näher. Gegen 17 Uhr erreichen wir die hübsche kleine Stadt – jetzt brauchen wir erstmal ein Bad!

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Bei 23,7 Grad Wassertemperatur springt man nicht nur gerne in die Ostsee, man bleibt auch lange drin… und danach lassen wir den Tag bei einem kalten Bier in einer der vielen Kneipen ausklingen.

Kategorien: Törns

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