Folkeboot Lotte

ein halbes Jahrhundert auf der Ostsee

 

Crewwechsel in Heikendorf (10/VIII)

Der Abend in Eckerförde war schön, die Nacht ruhig. Bei herrlicher Morgensonne genossen wir das Frühstück im Cockpit, bevor wir dann die Leinen los warfen und Kurs Kiel setzten. Die ersten Meilen hatten wir noch völlige Flaute, so dass wir mit dem Motor laufen mussten; kurz bevor wir aber bei Dänisch-Nienhof direkt Richtung Kiel laufen konnten, kam der Wind. Leider war das eine knappe Meile zu früh und so mussten wir noch einen kleinen Kreuzschlag machen. Aber Wind ist besser als immer mit dem Außenborder und so freuten wir uns über das Rauschen der Wellen und nach dem Schlag auch über den guten Kurs.
Die Fahrt aus der Eckernförder Bucht hatte am Ende sehr viel Zeit gekostet, und so wir kamen recht spät in die Kieler Förde – für uns mal wieder ein Beweis, dass wir unseren Heimathafen nicht so gerne in einer Bucht in Ost-West Richtung haben wollen.

Vorbei an Bülk kam dann auch das Marine Ehrenmal in Laboe in Sicht und wir konnten weiter Abfallen, Kurs Möltenort. Dort, unter dem U-Boot Ehrenmal, stand mein Vater und machte ein paar Bilder: LOTTE unter Segeln. Im Hafen, mein Vater war gerade zum “Anleger” an Bord gekommen, bekamen wir dann den ersten Regen des Tages – leider sollte der Rest des Nachmittags sehr durchwachsen bleiben, gut, dass wir bei meinem Vater Grillen wollten.Nachdem Robbi und ich alles an Bord fertig hatten, kam auch schon Nino – schnell seine Sachen an Bord und dann ab zu meinem Vater und Karin.

Auf der Terasse war der Grill schon aufgebaut und die leckersten Schweinerein füllten den Kühlschrank. Bei einem guten Wein, einer Trilogie erlesener Würstchen, leckerem Entrecôte, wohlschmeckendem Iberico Schwein und butterzarten Lammspießen vergaßen wir den häufigen Regen und ließen es uns einfach gut gehen.

Gesamtstrecke: 20.45 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4.32 knots
Gesamtzeit: 05:15:24
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Wendtorf – was für ein Schlag (11/VIII)

Da Robert am Dienstag nicht nur zurück nach Hamburg, sondern auch zur Arbeit musste, verabredeten wir uns mit meinem Vater zu einem frühen Frühstück. Karin und er gehen aber jeden Morgen vor dem Essen ersteinmal schwimmen und das wollten sich Nino und Robbi nicht entgehen lassen – also trafen sich die vier um halb neun an der Bucht von Heikendorf und stiegen in die 17 Grad kalte (nicht warme) Kieler Förde. Als sie, nach einer halben Stunde Streckenschwimmen, wieder im Haus waren, sahen zumindest Robbi und Nino recht durchgefrohren aus – wie gut, dass es gleich nach der heißen Dusche auch den ersten Kaffee gab.

Als Robbi dann weg gefahren war begaben Nino und ich uns an Bord – jetzt sollte er endlich mal mit LOTTE in See stechen. Aus dem Hafen ging es noch unter Motor, aber beim U-Boot Ehrenmal setzten wir die Segel und jetzt konnte unsere alte Dame zeigen, dass sie auch bei Schwachwind noch ganz gut Fahrt macht. Während fast alle anderen Kielboote an uns vorbei knatterten, nutzen wir den leichten Nordost und kreuzten aus der Förde. Da wir recht spät gestartet waren, hätten wir die lange Distanz bis Fehmarn eh nicht geschafft und so hatten wir genügend Zeit. Nino brauchte einige Zeit, um sich an die Pinnensteuerung und das direkte Verhalten von LOTTE zu gewöhnen, mit jeder Wende wurde es aber besser und so erreichten wir am Nachmittag den Hafen von Wendtorf – was für ein schrecklicher Ort!Eine riesige Menge von Yachten brutzelte in einer Ruinenlandschaft in der Sommersonne und außer den neuen Stegen war in dem Hafen nichts wirklich fertig. Der Hafenmeister wusste nicht einmal, ob der von uns genutzte Platz vergeben (nicht nur temporär unbesetzt) sei – schönes Liegen mit persönlichem Service geht eindeutig anders! So verzogen wir uns erstmal unter Deck und flohen damit nicht nur vor der Sommersonne, sondern auch vor dem ungastlichen Ort.

Erst als die Sonne schon fast am Untergehen war, trieb uns der Hunger wieder hervor – aus den Resten des perfekten Heikendorfer Grillabends zauberten wir ein leckeres Curry und freuten uns darauf, den Hafen am kommenden Tag verlassen zu können.

Gesamtstrecke: 10.73 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 2.99 knots
Gesamtzeit: 03:56:40
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Ein langer Tag (12/VIII)

Der Morgen war grau in grau und es wehte ein kräftiger Nord – die Richtung war zwar für die ersten Meilen nicht perfekt, aber immerhin konnten wir mit guter Geschwindigkeit Wendtorf verlassen. Zwischen den Sperrgebieten und der Küste ging es nach Nordosten und dann setzten wir Kurs Fehmarn – genau zu dem Zeitpunkt verließ uns der Wind.Die nächsten Stunden waren dann eher zermürbend: munter schralte der Wind zwischen Nordwest und Nordost, kam mal kräftig und dann wieder gar nicht. Nördlich von Lippe liefen wir sogar für eine Stunde mit Motor, bis dann endlich wenigstens Fehmarn vor uns auftauchte. Was für eine weite Strecke ohne einen Hafen?!? Aus unserem Heimatrevier sind wir eine ganz andere Hafendichte gewohnt und so waren wir wieder einmal froh, dass wir in Wackerballig liegen.

Nordwestlich von Heiligenhafen kam dann endlich ein schöner Wind, nach über 7 Stunden auf See. Wir entschieden uns für die direkte Passage der Brücke und den Hafen von Burgtiefe – wir wollten eine gute Ausgangsposition für unseren Sprung über die Mecklenburger Bucht nach Rerik. Image32Als wir den Burger See erreicht hatten, sahen wir in Peilung Burgtiefe wieder hässliche Betonklötze und eine volle und laute Marina. Direkt voraus, im herrlichen Schein der Abendsonne, lag aber Burgstaaken; bei einem so einladenden Anblick steuerten wir den Hafen an und fanden eine Box mit herrlichem Blick über die große Bucht.Nach nunmehr fast 10 Stunden auf dem Wasser waren wir recht müde und so gab es ein schnelles Essen mit selbstgpflückten Bohnen aus Heikendorf. Unser Besuch in der Haifischbar war dann mehr als kurz: bereits nach einem halbem Bier waren wir beide so müde, dass wir nur noch in die Koje wollten… Image30

Gesamtstrecke: 36.78 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4.04 knots
Gesamtzeit: 09:36:00
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Kurs Ost (13/VIII)

Für Donnerstag war auffrischender Nordost angesagt und den wollten wir für den Törn über die Bucht und in das Salzhaff nutzen. Mit Vollzeug verließen wir den Hafen von Burgstaaken, nachdem wir nicht nur gut gefrühstückt, sondern vor allem ausgiebig in der kostenlosen Dusche geduscht hatten. Die Sanitären Anlagen sind zwar ein recht desolates Provisorium, aber sie sind gut geputzt und das Wasser ist heiß.Es ging gut voran, bei halbem Wind und um die 4 Bft. machten wir konstant 5 Knoten – ein guter Schnitt. Nach halber Strecke war es mit dem gemütlichen schnellen Segeln dann aber vorbei: Der Wind frischte mächtig auf und bei nun 6 Bft. aus Ost-Nordost wurde es sportlich und nass. Jetzt verstand Nino, warum wir so oft mit Ölzeug segeln, während Gunthi und er auf Seewiefke noch ganz komod und vor allem trocken segeln.

In weniger als 4 Stunden erreichten so die Ansteuerungstonne von Wismar und damit unseren Wegpunkt. Wir waren zu diesem Zeitpunkt zwar schon recht dicht unter der Küste, aber die Wellen waren noch verdammt hoch – die Segel waren nicht zu bergen. So luften wir etwas an und nahmen Kurs auf die südwestlichste Sperrtonne von Wustrow, dort, wenige Meter vor dem Strand, wollten wir dann die Segel runterholen und den Rest mit Motor fahren. Der Plan war nicht nur gut, er funktionierte auch perfekt! Mit gut gesicherten Segeln umquerten wir die Spitze der Landnase und dann kam der Wind genau von vorn. In dem engen Fahrwasser war an Kreuzen nicht zu denken, und so musste unser Motor uns bis Rerik schieben – schon nach der halben Strecke waren wir komplett nass. Wenn man mal von den eklig kurzen Wellen absieht, war die Fahrt durch das Salzhaff sehr schön. Schon von weitem sieht man die Kirche über Rerik – ein weithin sichtbares Zeichen des Ortes. Am schönsten war aber die Einfahrt in den Hafen selber: Dort, auf dem Kopf einer der Brücken, stand Robbi, winkte und macht Bilder von uns und LOTTE. Aber Robbi war nicht einfach nur zu Besuch gekommen – nein, er hatte alles für das perfekte Grillen im Auto! Nach einem tollen Bad am Ostseestrand von Rerik zauberte er kaltes Bier, Fleisch und Würstchen aus einer Kühlbox und auch für den Salat hatte er alles parat – wirklich perfekt! So verbrachten wir ein paar schöne Stunden an dem geschützten Grillplatz des hübschen Hafens – fernab vom schrecklichen Trubel auf dem von Touristen überfluteten Dorfplatz.

Am Abend genossen wir dann noch den Blick vom Schmiedeberg, dem Rest eines Slawischen Burgwalls. Von dort oben hat man einen perfekten Ausblick auf die Ostsee auf der einen und das Salzhaff auf der anderen Seite!

Gesamtstrecke: 31.83 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 5.27 knots
Gesamtzeit: 06:18:15
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Poel – Menschenmassen auf Sand (14/VIII)

Leider musste Robbi uns schon vor dem Frühstück verlassen und so konnten wir den Vormittag dann langsam angehen lassen. Als Ziel hatten wir uns Timmendorf auf der Insel Poel gesucht, eine kurze Fahrt bei kräftigem Wind.

Mit kräftigen 5Bft. trieb uns der Ostwind aus dem Salzhaff und so waren die Untiefen schnell passiert. Ohne Motor machte die Fahrt gleich doppelt soviel Spaß wie am Tag zuvor und wir hatten jetzt auch genug Zeit, um die herrliche Gegend zu genießen. Nach einem schnellen, aber teils doch recht ruppigen, Ritt empfing uns Timmendorf bei bestem Wetter und mit Scharen an Badegästen. Der kleine Hafen bietet bietet an sich schon wenig Liegeplätze, aber bei dem schönen Sonnenschein wollte dann auch noch jeder dorthin – aber ein Folke findet immer seinen Platz und so quetschten wir uns zwischen eine Nordborg und ein fettes Motorboot.

Nach einem herrlichen Bad in der mit Menschen überfüllten Ostsee sicherten wir uns die Pole-Position für den Sonnenuntergang im Restaurant Poeler Kogge und erlebten bei Dorsch mit Bratkartoffeln, wie schön ein Sonnenuntergang über dem Meer sein kann.

Gesamtstrecke: 13.43 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4.27 knots
Gesamtzeit: 03:22:14
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Wismar – am Ende einer tollen Woche (15/VIII)

Da meine Woche mit Nino fast zu Ende war, wollten wir uns zum krönenden Abschluss noch gemeinsam Wismar angucken. Als Ausgangsposition für den kurzen Schlag in die Stadt ist Timmendorf wunderbar, wenn denn der Wind mitspielt…
Leider erwachten wir bei Dauerregen und bleiernder Flaute – wir mussten sogar unter Deck frühstücken. Dann machten wir uns unter Motor und bei einem leichten Dauernieseln auf den Weg nach Wismar. Die Ansteuerung einer Stadt ist irgendwie immer anders und wenn dann alle Gebäude auch noch nach und nach erst aus dem Regen auftauchen, so macht mir auch das schlechte Wetter nichts aus. Den alten Hafen, direkt vor dem berühmten Wassertor, wollten wir wegen der fehlenden Boxen nicht so gerne anlaufen – mit LOTTE an einer hohen Kaimauer zu liegen macht einfach keinen Spaß. Aber im Hafenbecken nebenan, keine 70m Luftline entfernt, hat die Stadt einen Wasserwanderrastplatz eingerichtet – dort gibt es Schwimmstege und ein Sanitärhaus. (Unter der Woche gibt es dort auch massiv Lärm vom Holz- und/oder Schrott- Terminal, aber am Wochenende wurde zu unserem Glück nicht gearbeitet.)

Kaum lagen wir fest, kam auch schon die Sonne raus – zu unserem Stadtspaziergang empfing uns Wismar mit tropischen Temperaturen und nach dem Regen auch einer ebensolchen Luftfeuchtigkeit. Nach unserem Stadtrundgang machten wir dann eine kleine Pause, bevor wir uns stadtfein machten – zum Abschluss der Woche wollten wir schön Essen gehen! Im Restaurant Seeperle hatten wir einen Tisch bestellt und verlebten einen schönen Abend mit sehr guten Essen. (Lediglich die Bedienung hätte etwas besser geschult sein können, das äußere des Ladens weckt Erwartungen, die dann nicht ganz erfüllt werden.)Nach dem Essen gab es dann noch ein paar Cocktails in einer Bar – Wismar hat eben nicht nur historisch eine Menge zu bieten!

Gesamtstrecke: 7.58 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4.57 knots
Gesamtzeit: 01:50:13
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Kirchdorf – Inselidyll (16/VIII)

Am Sonntag Morgen kam dann Aki mit Brötchen – der nächste Crewwechsel stand an. Es war eine phantastische Woche mit Nino, Sommer- und Folkebootsegeln pur. Aber auch das zwischenmenschliche lief perfekt, ich hoffe, dass wir noch so manche Tour auf LOTTE oder Seewiefke gemeinsam erleben werden!

Nachdem, für Nino typisch, kurzen Abschied verließen Aki und ich dann Wismar. Unter Motor ging es wieder nach Poel, dieses Mal nach Kirchdorf.
Schon von weitem erkennt man die größte Sehenswürdigkeit des Ortes, die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtete Dorfkirche. Der 47 Meter hohe Turm stellte über Jahrhunderte hinweg eine Landmarke für die in die Wismarer Bucht einfahrenden Schiffe dar. Die Kirche ist teilweise noch von Resten der Wallanlagen der ehemaligen Festung Poel umgeben, die gemeinsam mit der Insel Walfisch die Wismarer Bucht und die Hafeneinfahrt nach Wismar beherrschte und sicherte. Von den 3 Häfen ist der Segelverein SCIP nicht nur der größte, hier gibt es auch die besten sanitären Anlagen, die ich je in einem Hafen erlebt habe! Mit einer Austattung und Sauberkeit die ich noch nirgends sonst gesehen habe, lädt der kleine Hafen zum Verweilen ein. (10 Euro für ein Folkeboot, inkl. Dusche und Strom)

Gesamtstrecke: 7.09 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4.29 knots
Gesamtzeit: 01:53:27
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Regen und (fast schon) Wind (17/VIII)

Die ganze Nacht hat es geschüttet, gedonnert und geblitzt. Die Wetterprognose spricht von Ostwind mit 7 Bft. und wir entscheiden eine Hafentag einzulegen. Zwar herrscht am Vormittag noch fast totale Windstille, aber um nach Fehmarn zu kommen müssen wir über die ganze Mecklenburger Bucht – und dort sind laut Stationsmeldungen schon zum Teil 7 Bft..

So nutze ich die Zeit für den Blog – die letzte Woche kam der ja etwas zu kurz.

Kategorien: Törns

Ein Kommentar bisher.

  1. Ralf Schwarz sagt:

    Moin ihr Abenteurer,
    da ich in den 90er Jahren oft von Wismar aus zum Wracktauchen gefahren bin, habe ich es später nie so in Betracht gezogen mal in dieses Revier zu segeln, obwohl es nach eurem Bericht sicher mal eine interessante Alternative zur dänischen Südsee wäre. Naja, eine echte Konkurrenz ist der Osten sicher nicht, wenn man die vielen kleinen Inseln und Häfen in Dänemark einmal lieben gelernt hat.
    Ich wünsche euch noch viele schöne Erlebnisse und kommt heil und Gesund zurück.
    Mast und Schotbruch,
    Ralf


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