Folkeboot Lotte

ein halbes Jahrhundert auf der Ostsee

Ein sauberes Boot (1/VIII)

Nachdem wir am Abend vorher noch einige Zeit bei den diversen Bands verbracht hatten, waren wir nicht böse, dass heute morgen absolute Flaute herrschte. Obwohl wir nach der Tour durch das wirklich hübsche Städtchen Nykøbing recht müde waren, so wurden wir doch früh durch die herrliche Morgensonne geweckt. Bevor der am Hafen gelegene Fischladen öffnete, hatten wir noch genug Zeit erstmal ausgiebig zu duschen. Die frisch renovierten Sanitärräume mit kostenloser Dusche geben diesem Hafen einen weiteren Pluspunkt. In dem Fischladen erstanden wir dann leckeres zum Frühstück und auch eine Bäckerei mit frischen Brötchen (im Gegensatz zu Wilhelmshaven gibt es hier sogar Vollkornbrötchen) war schnell gefunden. Zu dem Hafen gehört auch ein sehr schönes Clubhaus, direkt vorne auf der Brücke, in dem wir nicht nur perfekt abwaschen, sondern auch unsere frischen Lebensmittel kühlen konnten.

Auch nach unserem ausgiebigen Frühstück war immer noch kein Lüftchen zu spüren und so nutzten wir den perfekten Liegeplatz um LOTTE einmal gründlich von innen und außen zu säubern. Es war deutlich zu merken, dass wir die letzten Monate immer nur an den Wochenenden oben waren und dann am Sonntag Nachmittag kurz “gewischt” hatten. Während sich Björn mit der Zahnbürste um die Bilge kümmerte holte ich vom Deck eine schleimige Masse runter, die wirklich eklig war.

Nach 3 Stunden intensiver Arbeit – und vielen Kommentaren anderer Segler – waren wir und LOTTE fertig. Die Frage “Habt Ihr ein neues Deck?” zeigte uns dann den Erfolg unseres Mühens.

Gegen 14 Uhr kam endlich ein frischer Wind aus südlichen Richtungen auf (bei so einem engen Sund ist die Richtung nicht so genau zu bestimmen) und wir setzten Segel und Kurs Nord. Vorbei an hübschen Anwesen, Steinen direkt neben dem Fahrwasser, vielen Kormoranen und Graureihern folgten wir dem Guldborg Sund zu der Stadt, die Ihm seinen Namen gibt.

Guldborg ist ein eher bescheidenes Fleckchen, aber der Hafen liegt sehr nett neben der alten Brücke und es gibt neben einem gut ausgestatteten Clubhaus mit Küche auch einen Kaufmann in ca. 1,5 km Entfernung.

Gesamtstrecke: 8.71 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: nan knots
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Durch Sperrgebiete und Flachwasser in einen Traumhafen (2/VIII)

Die Nacht in Guldborg war ruhig, ohne Schiffsverkehr gab es keinen Schwell und auch der Wind war über die Nacht wieder eingeschlafen. Gegen Morgen wehte dann eine Frische Brise aus Süd-Ost und mit dieser kamen wir schnell in Richtung der Inseln nördlich von Lolland. Zuerst mussten wir aber durch die letzte Brücke des Guldborg Sunds und hier gibt es eine Besonderheit: Diese Klappbrücke öffnet anscheinend immer nur eine Seite und daher muss man genau auf die Lichtsignale achten, ob denn jetzt Fahrzeuge von Norden oder von Süden passieren dürfen. Schön ist es, dass die Brücke keine festen Öffnungszeiten hat, sondern nach Bedarf öffnet (Signalflagge N, Schallsignal oder VHF 16).

Da wir kleine Inseln und noch mehr kleine Häfen lieben, hatten wir uns als Tagesziel den Hafen von Askø gesetzt. Die eigentliche Ansteuerung wäre wohl nördlich um die Insel herum und dann von Westen gewesen; es gibt aber auch eine provisorisches Fahrwasser durch ein großes Naturschutzgebiet. Die Tonnen liegen nur zwischen 1.5. – 1.9. und bezeichnen eine Rinne von weniger als 2 m Tiefe. Leider hatte der Wind mittlerweile auf Süd-West gedreht und kam somit genau von vorne. Da wir uns durch die enge Rinne nicht zu Kreuzen trauten passierten wir sie unter Motor.

Sonnenbeschienen und in blauer See tauchte vor uns der Haven von Askø auf, doch zunächst sah es für uns so aus als ob wir nicht in ihn hinein kommen würden: Direkt in der Hafeneinfahrt lag die Fähre zwischen der Insel und Bandholm und erst 10 m vor ihrem Bug erkannten wir eine schmale Durchfahrt von etwas 5 m Breite. Dahinter lag ein kleiner Hafen in dem außer einigen einheimischen Booten nur ein Schwede und ein dänisches Folkeboot lagen.

Während Björn am Tee kochen war, sahen wir einen Fischer einlaufen und da musste ich mein Glück versuchen – für 20 Kronen gab er mir 4 kapitale Flundern. Nachdem Björn diese fachmännisch zerlegt hatte, ging es dann erstmal auf Inseltour.

Auf der anderen Seite des kleinen Hafenbeckens gibt es ein Haus mit allen Raffinessen: sauberen Toiletten, kostenloser Dusche, und einer riesigen Küche mit allem, was das Herz begehrt – perfekt, um hier später die Fische zu braten. Durch goldene Kornfelder, vorbei an alten Höfen und kleinen Sommerhäusern ging es dann zu Fuß über die Insel. Nach etwa einem Kilometer kam uns ein Mann auf einem Fahrrad entgegen, den wir nach der Beschreibung des Fischers sofort als den Hafenmeister erkannten. Auf die Frage ob er der Hafenmeister sei, passierte erstmal nicht viel, er bremste, stieg von seinem Rad, setzte seine Mütze auf und hängte eine lederne Tasche um: Jetzt war er der Hafenmeister. Kein Automat, kein Kerl in einem kleinen Büro kann so einen Hafenmeister ersetzten – Björn fühlte sich in die Zeit vor 10 Jahren zurück versetzt, als fast alle Hafenmeister so rum liefen. Nach einem uns unverständlichen Rabatt zahlten wir 87 Kronen und somit zeigte sich Askø nicht nur als der schönste, sondern auch als der günstigste Hafen seit langem. Strom würde 30 Kronen extra kosten.

Im Dorf gibt es einen kleinen Kaufmann, bei dem man auch gleich das gekaufte kalte Bier trinken kann und eine sehr schöne alte Kirche wie sie so typisch für die dänischen Inseln ist.

Zurück im Hafen bewunderten wir zunächst einmal den Ableger des Folkeboots unter vollen Segeln, bevor wir uns an die Zubereitung der Fische machten. Hierfür nutzten wir die tolle Küche, es zeigte sich schnell wie viel einfacher das Braten auf einem richtigen Herd gelingt.

Nach einem längeren Gespräch mit unseren schwedischen Nachbarn verzogen wir uns dann recht schnell in die Kajüte, die Insel ist nämlich auch bei Mücken sehr beliebt.

Gesamtstrecke: 13.63 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: nan knots
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In die Einöde (3/VIII)

Nach dem Frühstück bei herlicher Morgensonne im Cockpit lag leider wieder die Fähre in der Hafeneinfahrt und so wagten wir es nicht, unter Segeln abzulegen, wie die Dänen gestern. Mit Motor ging es aus dem Hafen und dann sofort mit anfangs achterlichen und später leider vorlichen Winden in Richtung Westen.

Da die Langzeitprognose Starkwind bis Sturm für die kommende Woche voraus gesagt hatte, entschieden wir uns nicht weiter nach Norden und damit Sjælland zu laufen, sondern rund Lolland und dann in die dänische Südsee zu segeln. Der nordwestlichste Hafen auf Lolland ist Onsevig und dahin setzten wir unseren Kurs. Nachdem wir einige Meilen hart am Wind gelaufen waren, setzte die abendliche Flaute ein. Und so mussten wir die letzten 4 nm unter Motor zurück legen. Onsevig empfing uns bei strahlendem Sonnenschein mit dem Charm eines Ortes nahe der Zonengrenze in der ehemaligen DDR. Der Hafen war bis auf schwere Befestigungen heruntergekommen und verweist, das angrenzende “Dörfchen” hatte seine besten Jahre schon lange hinter sich. Die Trostlosigkeit der heruntergekommenen Häuser wurde nur noch durch die Sanitären Anlagen im Hafen übertroffen, denen man anmerkte, dass sie schon des öfternen überschwemmt worden waren und dannach notdürftig wieder hergerichtet wurden. Den einzigen Lichtblick gab es durch die sehr schöne Bademöglichkeit im klaren, warmen Wasser des Großen Belts. Zu allem Überfluss setzte Abends noch der Regen ein und so verkrochen wir uns schon gegen 21 Uhr in die Kojen.

Gesamtstrecke: 21.04 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: nan knots
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Ein schöner Ellenbogen (4/VIII)

Auch wenn der Morgen in Onsevig warm und sonnig war, so konnte uns auch die Flaute nicht an diesen Ort halten. Gestärkt durch die arabischen Winde (aus dem Tank) folgen wir der Küste von Lolland nach Westen, nach Süd-Westen und nach Süden, bis wir vor der Entscheidung standen ein Wagnis oder ein sicherer Hafen. Wir entschieden uns gegen Langø, den sicheren Hafen, und versuchten uns an der Ansteuerung von Albuen, dem überall hoch gelobten Naturhafen. Die Karte zeigte für die Ansteuerung ca. 1 Meile von 2-3 m Tiefe, dann eine Sandbarre von 1,5 m Tiefe und eine Bucht mit einer kleinen Steganlage von maximal 2 m. Alle Hafenführer warnten vor der seit Jahren stärker werdenden Versandung und so versuchten wir die Ansteuerung im Schneckentempo, immer bereit ins Wasser zu springen und LOTTE von einer Sandbank herunter zu drücken.

Der Segelklub aus Nakskov hat einige kleine “Seezeichen” ausgelegt, mit deren Hilfe gelangten wir nach einer bangen halben Stunde Fahrt gegen 13:30 Uhr in die traumhafte Idylle dieses Naturhafens. Von nahezu allen Seiten durch eine Düne mit herrlichem Sandstrand geschützt liegen der Steg der Leuchtturm und das alte Lotsenhaus in mitten eines großen Naturschutzgebiets.

Es gibt kein Strom, kein Wasser, keine Toilette, ein freiwilliges Hafengeld aber hunderte von Vögeln und viele Schafe. Björn fühlte sich durch die Weite des Großen Belts und den dünenartigen Strand an die Nordsee erinnert und ich kann mir gut vorstellen, wie geschützt man hier liegt, wenn ein starker Nord-West auf dem Belt tobt. Trotz einiger Gewitter und Regen über den Nachmittag war dieser Hafen ein ganz besonderes Ziel auf unserer Reise.

Gesamtstrecke: 11.95 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: nan knots
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Ein langer Schlag nach Westen (5/VIII)

Von Albuen konnten wir uns nur schwer trennen, aber der angekündigte Starkwind lies uns doch früh aufstehen und diesen wunderschönen Ort verlassen. Mit 3 bis 4 Windstärken aus Süd-Ost hatten wir beste Voraussetzungen, um nicht nur über den Großen Belt, sondern auch noch um Langeland herum zu kommen. Der Himmel war bedeckt, aber es war warm und trocken und so kamen wir bei bester Laune gut voran.

Auf Höhe des Leuchtturms Keldsnor (auf der Südspitze von Langeland) trafen wir dann wieder auf die beiden Dänen, die wir schon auf Askø getroffen hatten, und es ergab sich eine Art Rennen bis zum Hafen von Marstal.

Auf den letzten Meilen vor unserem Ziel verließ uns der Wind dann leider doch noch und so konnten wir treibend neben dem Boot her schwimmen und dieses von außen noch etwas putzen.

Im Hafen gönnten wir uns dann erstmal eine Pizza und ein kaltes Bier, bevor wir wieder auf die Dänen trafen und dieses mal von Ihnen auf Ihr Boot eingeladen wurden. Es ergaben sich ein sehr schönes Gespräch bis wir gegen halb 10 das Einlaufen von Tadorna beobachteten. Bastian und Mona (nebst Bordhund Jamaica) waren schon eine Woche in dieser Gegend und extra noch von Ærøskøbing herunter gekommen, um uns zu treffen.

Wir saßen an diesem Abend also zum 2ten mal in lustiger Runde auf einem Folkeboot und die Nacht wurde entsprechend kurz.

Gesamtstrecke: 25.64 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: nan knots
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Ein kurzer (aber heftiger) Schlag (6/VIII)

Da wir am Abend recht lange zusammen gesessen hatten, war niemand böse, dass es am Morgen in strömen schüttete. Als der Regen gegen 10 Uhr endlich aufhörte kam auch sehr schnell eine herrliche Sonne hervor und so konnten wir alle gemeinsam auf Tadorna frühstücken, bevor wir nach Norden und Bastian&Mona nach Südwesten aufbrachen.

Schon im Hafen merkte man den steifen West-Südwest und so boten unsere beiden Folkeboote unter Segeln sicherlich ein schönes Bild im Hafen. Unser Ziel war Ærøskøbing, Tadorna sollte südlich um Ærø herum nach Mommark.

Während die kleine Brandgans immer kleiner wurde und schließlich hinter dem Horizont verschwand, waren wir sehr froh nur die Fock gesetzt zu haben. Bei anfangs achterlichen und später halben Winden machten wir fast 6 Knoten und hatten bei den letzten 4 Meilen genau gegen den Wind viel “Spaß”. Da der steife West immer weiter aufbriste, hatten wir Glück, dass die Welle durch die Landabdeckung immer kleiner wurde. Bei Windstärke 6, in Böen 7, wurden wir reichlich nass und waren froh, als wir fest im Hafen lagen.

Ærøskøbing hatten wir nicht ohne Grund angelaufen, unsere Freunde Bärbel und Helmut hatten hier vor einigen Monaten die  Smakkejolle Sorte Sara (Baujahr 1903) übernommen und leider 2 Riemen vergessen… Was lag da näher, als diese abzuholen? Sie lagen nicht weit vom Hafen entfernt bei Johannes, der versteckt hinter den wunderschönen Fassaden dieser alten Stadt mit seinem Hund und 3 Hühnern in einer grünen Oase lebt. Bärbel und Helmut hatten uns bereits angekündigt (wahrscheinlich mit dem Auftrag uns gehörig abzufüllen) und so wurde es mal wieder ein sehr langer und sehr schöner Abend bei einem interessanten Mann, der sehr viel zu erzählen hat.

Gesamtstrecke: 11.65 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: nan knots
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Kategorien: Törns

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