Folkeboot Lotte

ein halbes Jahrhundert auf der Ostsee

Der dritte, und letzte, Teil unseres Sommer-Logbuchs kommt leider schon von zuhause. Nicht etwa dass wir gleich nach Hause mussten (wir sind erst heute hier angekommen) oder dass es nirgendwo mehr ein W-LAN gab – leider hatte sich die Festplatte unseres Notebooks komplett verabschiedet. Wir wollen aber niemandem den Reisebericht oder die Photos schuldig bleiben.

Rudkøbing nach dem Regen (30/VII Fortsetzung)

Gegen 16 Uhr hörte der Regen dann auf – der Wind leider noch nicht –  aber wir konnten trotzdem endlich mal das Schiff verlassen.

Zusammen mit Lars&Flo ging es in die sonst sicher beschauliche Innenstadt von Rudkøbing. In dieser Woche war allerdings das Langeland-Musik-Festival und so war die Stadt voller Menschen aller Altersgruppen. Vor den  wenigen Geldautomaten waren Schlangen von bis zu 50 Leuten und trotz des Regens waren die Straßenlokale überfüllt.

Wir haben es geschafft noch ein Plätzchen in einer Pizzeria zu bekommen und so gab es ein kühles Tuborg Classic in mitten munterer Leute in Feierstimmung.

 

Kurs Troense (31/VII)

Es war gar nicht so leicht den Weg zum Bäcker zu finden, überall lagen die Schnappsleichen der vergangenen Nacht herum. Vor dem Brugsen, der machte schon um Acht auf, stand eine lange Schlange von Leuten denen wohl das Bier ausgegangen war… noch schwieriger war es freilich einen benutzbaren Geldautomaten zu finden – 2 von ihnen waren einfach leer!

Nach dem Frühstück hatte der Wind soweit abgeflaut, dass er jetzt mit 4-5 Bft. aus SW kam; perfekt für unseren Kurs nach Troense. Nur unter Fock liefen wir Kurs Lunkebugt, dieses Mal hatten wir den Strom mit uns,  und wir erreichten den gemütlichen kleinen Hafen nach gerade mal 2,5 h.

Obwohl es noch relativ früh am Tag war, war der beliebte Hafen schon fast überfüllt und so gingen wir längsseits PEGGY.

Normalerweise – zumindest meiner Erfahrung nach – ist ein Folkeboot immer das Ende eines Päckchens, aber innerhalb der nächsten Stunden gesellten sich noch ein International-Folke von der Nordsee und ein H-Boot aus Poel zu uns. In diesem "richtigen" Sommer gibt es endlich wieder kleine Boote auf Törn! Zwischen unseren vier Booten entwickelten sich sofort interessante Gespräche, kulinarische Austausche und das Angebot von einem Boot am nächsten Morgen für alle Brötchen zu holen. Unsere Gespräche hätten sicher bis tief in die Nacht gedauert, hätte nicht irgendwann der angekündigte Regen eingesetzt.

Einziger Wermutstropfen für Robbi, war das Fehlen des alten Hafenmeisters, dieses Sinnbild des dänischen Hafenmeisters mit Kapitänsmütze und Ledertasche war leider auf einer Hochzeit und so mussten wir mit einem Ersatz vorlieb nehmen…

 

Wir bleiben fast in Troense (1/VIII)

Trotz des Regens war die Nacht ruhig, allerdings weckte uns sehr starker Schwell im Hafen. Ob dieser von dem berühmten Ausflugsdampfer HELGE oder einem der vielen blöden Motorboote kam, hat sich nie geklärt. Auf jedem Fall schien die Sonne und auf dem H-Boot lagen bereits unsere bestellten Brötchen bereit.

Jedem, der nach Troense kommt, legen wir einen Besuch des schönen alten Dorfes und Valdemars Slot nahe. Christian IV. baute dieses Schloß 1644 für seinen Sohn Valdemar aber  bereits 1678 wurde es  vom Admiral Niels Juel gekauft. Dessen Nachfahren gehört es auch heute noch.

Das Schloß beherbergt heute mehrere Museen, wobei das bemerkenswerteste sicherlich das Sportschiffsmuseum ist. An einem Steg in der Lunkebugt liegt auch Dänemarks ältestes noch segelndes Folkeboot F D-2.

Auf dem weitläufigen Gelände des Schlosses trafen wir dann auch die Besatzungen unserer Nachbarboote wieder.

Von Troense aus wollten wir uns zum Ankern in den Thurø Bund verholen, aber alle schönen Ankerplätze waren bereits belegt und die wenigen verbliebenen boten keinen Schutz vor den angekündigten Gewittern aus West.

So fuhren wir wieder zurück bis Troense und ankerten Seite an Seite mit PEGGY direkt in der Bucht vor dem Hafen. Abends, nach einem kräftigen, Gewitter schlief der Wind dann vollständig ein und es gab einen beeindruckenden Sonnenuntergang.

 

Durch den Svendborg Sund (2/VIII)

Die Nacht war ruhig und weder der vorhergesagte Wind noch die prophezeiten Gewitter waren eingetreten – im Gegenteil: Auch am Vormittag blieb es windstill.

Unter Motor verholten wir uns von unserem Ankerplatz in den Stadthafen von Svendborg, der in den letzten Jahren aufwendig und sehr schön renoviert wurde. Leider hat auch hier das Automaten- und Kartensystem Einzug gehalten, so dass es uns nach einem Stadtbummel und Großeinkauf bei Føtex wieder aufs Wasser zog.

Während Lars&Flo noch in Svendborg bleiben wollten, setzten wir Kurs Skarø. Leider hatten wir nicht nur 1,5 Knoten Strom gegen uns, sondern ab der großen Brücke setzte auch neuer Regen ein. So entschieden wir uns gegen Skarø und liefen statt dessen den Hafen von Vesterrøn an. Dieser winzige Hafen, eingebettet in ein sehr hübsches Wohnprojekt, bietet einen tollen Ausblick auf den Sund, kostenlose Duschen, nette Anwohner und das ganze für 85 Kronen.

 

Die Südsee (3/VIII)

Eigentlich wollten wir ja mal wieder Ankern, aber nach ein paar SMS mit Lars&Flo entschieden wir uns dazu, den alten Hafen von Drejø anzulaufen. Drejø, die vorletzte mir noch unbekannte Insel der dänischen Südsee besitzt 2 Häfen: Der neue Yachthafen auf der Südseite bietet Platz (und Tiefe) für größere Yachten, der alte Hafen in einer Bucht auf der Ostseite ist wirklich nur für kleine Boote und Jollen. Die Ansteuerung durch das unbetonnte Seegebiet mit vielen Steinen und Flachs ist nur etwas für den Tag und nichts für schwache Nerven, vor allem da wir an diesem Morgen feststellten, dass unser Computer den Geist aufgegeben hatte und wir somit keinen Kartenplotter mehr besaßen.

Das Auslaufen aus Vesterrøn war schnell und einfach, mit 6 Knoten und viel Lage kreuzten wir bei 5 Bft. aus NW und herrlicher Sonne bis kurz vor Ballen und mit halben Wind ging es dann in die Flachwasserzone zwischen Drejø, Skarø und Flæskholm.

Vorbei an Skarø Flak ging es noch unter Vollzeug, vor Mejlhoved Odde bargen wir dann Groß und tasteten uns vorsichtig unter Fock weiter .. bei 2,5 m Wassertiefe. Hätte uns nicht ein Folkeboot unter Motor überholt, so wären wir vielleicht sogar umgekehrt… Vorbei an weißen Sanden und großen Steinen trauten wir uns gar nicht mehr ins Wasser zu blicken, jeden Krebs im Seegras konnte man erkennen.

Im Hafen lagen dann aber schon 2 weitere Folkeboote, wir waren also in bester Gesellschaft. Mit Ihren 70 cm Tiefgang kam PEGGY schnell hinterher, für Sie gab es kein Problem. Nach einem leckeren Kaffee bei Lars und Flo entschieden wir uns erst die Insel zu erkunden und am Abend gemeinsam zu grillen.

Im Grundbuch König Valdemars von 1231 heißt es: Im Osten von Drejø gibt es Hirsch, Dammwild, Hors (Wildpferde) und Hus (vermutlich Hütten). Und seit 1480 gibt es eine feste Siedlung – die allerdings am Johannisabend 1942 fast vollständig niederbrannte… Trotzdem Grund genug die Insel auch von der Landseite näher zu erkunden – zu Fuß und/oder per Rad geht es los.

Korshavn (4/VIII)

Der Morgen war trüb aber es wehte ein leichter SW. Nun endlich wollten wir wieder Ankern: Skarø lag hinter uns, südlich von Nakkeodde war uns bei den vorhergesagten Winden zu ungeschützt, bei Svelmö ebenso, und so wollten wir in die Bucht von Korshavn.

Während PEGGY südlich um Flæskholm, und damit über alle Untiefen hinweg segelte, nahmen wir erstmal Kurs aufs richtige Fahrwasser. Bei dem leichten Wind und wenig Welle musste Robbi unsere Positionen zwischen den Inseln mit Karte und Handpeilkompass bestimmen; trotz unseres Umweges kamen wir aber zeitgleich mit PEGGY an. Je mehr wir uns Avernakø näherten, desto stärker wurde der SW. In der Bucht vor Korshavn wurde es dann so böig und es zogen so schwarze Wolken auf, das wir doch lieber den kleinen Anleger benutzten – hier mußte Robbi durch sein erstes Anlegemanöver unter Segeln! Es zeigte sich schnell, dass die Entscheidung für den Anleger richtig war, an diesem Abend erwischten uns einige schwere Schauerböen.

 

Immer eine Hand breit Wasser unter dem Kiel (5/VIII)

Der Morgen war grau, der schwere Stoff der Kuchenbude hing nass herunter und es nieselte seit Stunden. Da ich mit Drejø schon eine meiner verbliebenen unbekannten Inseln eliminiert hatte, wollte ich heute die letzte Hürde nehmen: Bjørnø. Es war auch nicht schwer die Anderen davon zu überzeugen, lediglich unsere knappen Vorräte hätten uns einen Strich durch die Rechnung machen können. Damit dieses nicht geschah, machten Robbi und ich uns, mit den Fahrrädern von Lars&Flo, in das 4 km Avernakø By auf und genossen trotz des immer wieder einsetzenden Regens die Fahrt durch die liebliche Hügellandschaft.

In dem kleinen Landhandel fanden wir Brot, frisches Ziegenfleisch und Gemüse gab es in 2 Hofläden. Frisch versorgt machten PEGGY und LOTTE dann ein Rennen nach Bjørnø, welches LOTTE trotz deutlich kleinerer Segelfläche haushoch gewann. Es wurde der 2te Tag in Folge, in dem wir weder beim An- noch beim Ablegen einen Motor benutzten – LOTTE wird wieder ein Segelboot! Zwischen ein paar kleinen Fischerbooten fanden wir eine Box und schon das erste Bad von Flo, der einfach neben LOTTE stehen konnte, lies nichts gutes erahnen.

Ein freundlicher Insulaner warnte und davor, dass das Wasser noch 50 cm fallen würde, und so verholten wir uns mit einigen Schwierigkeiten (wir hatten schon jetzt keine Hand breit mehr Wasser unter dem Kiel) an den tieferen Mohlenkopf. Auf Bjørnø findet man einen Automaten ganz anderer Art, wer über Nacht liegen bleibt, wird gebeten 40 Kronen in eine "Spardose" zu werfen.

Auch erlebten wir hier den schönsten Sonnenuntergang der Reise mit einem Tümmler der bei spiegelglatten Wasser durch den Hafen und fast neben unserem Boot entlang schwamm.

Heimwärts (6/VIII)

Nun hieß es Abschied von Lars&Flo zu nehmen, während Sie wieder in die dänische Südsee wollten, mussten wir über den kleinen Belt und in Richtung Heimat.

Die Sonne schien, der Wind wehte mit 3-4 Bft. aus NW und nachdem wir das kleine Stück in die Fahrrinne aufgekreuzt hatten, ging es mit Rauschefahrt vorbei an Dyreborg, Lyø und Skjoldnæs in Richtung Gammel Pøl. Als wir auf der Höhe von Mommark waren, überlegten wir kurz in den neuen Hafen zu gehen, entschieden uns aber für die Weiterreise. Eine Seemeile vor Pølshuk schlief aber der Wind ein und so trieben wir von 16 bis 19 Uhr auf spiegelglatter See.

Keiner von uns hatte Lust den Motor zu starten und unsere Geduld wurde gegen 20 Uhr mit einem leichten Nord belohnt der uns unter einem herrlichen Sternenhimmel langsam aber stetig nach Wackerballig brachte.

Aus unserer Heimfahrt wurde damit, mit 13 Stunden, nicht nur Robbis  bis hierher längster Törn, sondern auch sein erster Nachttörn – um 2 Uhr lagen wir fest in Wackerballig und da wir keinen Absacker mehr hatten, ging es gleich zu Bett.

Klar Schiff! (7/VIII)

Der warme Morgen war nur ein Vorgeschmack auf den heißen Tag bei herrlichstem Sonnenschein und somit gut geeignet, um das Boot zu reinigen und wieder zu trocknen. Nach einem leckeren Frühstück im Hafenbistro und einem kurzen Einkauf für den Abend ging es dann dem Schmutz an den Kragen: Von der Bugspitze bis zum Heck, die Zahnbürste hinter jeder Spante, in allen Schubladen und unten in der Bilge, überall haben wir gewischt, geschrubbt und gereinigt. Erst das Boot ausräumen dann Stück für Stück vorarbeiten und wieder einräumen, am Ende noch das Deck, das dauert den ganzen Tag!

Nach dem Abendessen fielen wir ins Bett und waren zu nix mehr zu gebrauchen…

Gen Süden (8/VIII)

Heute war nur noch die Heimfahrt angesagt, bei Flaute dicken Wolken und Nieselregen fiel der Abschied auch nicht schwer…

 

Der Sommer 2010 hat seinem Namen alle Ehre gemacht! Jeden Tag konnten wir Baden – bei Wassertemperaturen um 20° – und nur selten mussten wir  mal einen Pullover herausholen. Regen und unhandiges Wetter gehören zu jedem Törn, aber bitte nicht soviel wie in den vergangenen Jahren. Für Robbi war es der erste (echte) Sommer an Bord und endlich hatten wir Zeit und Muße alles aus zu Segeln, an statt zu Motoren  – die kurzen Schläge waren auch besser als lang gesteckte Ziele.

Wir freuen uns schon auf den nächsten Törn, hoffentlich noch in diesem Monat !

Kategorien: Törns

Ein Kommentar bisher.

  1. Ute sagt:

    Ihr Lieben, es macht immer Spaß eure Törns zu verfolgen, viele schöne Erinnerungen und ein wenig Wehmut machen sich in mir breit…..wann soll´s wieder los gehen? Vielleicht passt das dann ja mit einem Abstecher nach SL? Ich bin seit gestern zurück aus der Türkei.  Liebe Grüße und schöne Tage, Ute


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