Der skandinavische Seglerverbund und die „Königliche Segelgesellschaft zu Göteborg" wollten mehr Landsleute auf das Wasser, oder genauer gesagt auf ein Schiff bringen. Um 1930 war das Segeln eher ein Sport der Reichen und die Mitgliederzahlen der Segelklubs eher gering. Also musste ein Schiff her, das sich viele leisten konnten. Es sollte zum Fahrtensegeln für 4 Leute reichen und natürlich auch Regatten segeln können. Sie schrieben kurzerhand einen Wettbewerb aus, solch ein Schiff zu konstruieren. Trotz vieler Einsendungen war den Juroren kein Entwurf gut genug. Sie beauftragten dann den Konstrukteur Tord Sunden, das Boot für das Volk zu entwerfen. Er verwendete zwar Details der Wettbewerbsteilnehmer, es war unter dem Strich aber ein eigenständiger Entwurf. So wurde in Übereinstimmng aus allen Entwürfen gemeinsam ein neuer Entwurf entwickelt. Damit war der nordische Seglerverbund Schöpfer und Eigentümer des Entwurfs. Von Tord Sunden wurden anschließend die technischen Bauzeichungen erstellt. Im Frühling 1942 war das erste Schiff fertig und wurde auf den Namen "Folkeboot" getauft, zu deutsch "Volksboot". Entstanden ist ein kleines, einfaches aber seetüchtiges Segelboot mit Platz für vier Personen.
Der Schiffstyp war zuerst recht umstritten. Er entsprach überhaupt nicht dem Zeitgeschmack. Die Segler und auch die Zuschauer kannten die luxuriösen Rennyachten mit ihren weit ausladenden Linien. Das Folkeboot dagegen hatte ein hohes Freibord, und auch das angehängte Ruder mit dem Plattgattheck war damals recht gewöhnungsbedürftig.
Doch die ausgezeichneten Segeleigenschaften des Folkebootes und das sehr sichere tiefe Cockpit überzeugten viele Segler. Die erste Großserie von 60 Booten war schon durch Vorbestellungen ausverkauft. Der Preis damals: 3.500 Kronen.
Zuerst wurde das Folkeboot ausschliefllich aus heimischen Hölzern, der nordischen Kiefer, gebaut. Der Rumpf ist ein Langkieler mit S-Spant und wurde geklinkert. Dieses Verfahren der Yachtbauer hielt den Preis niedrig. Es konnte sowohl von Werften in Großserie, wie auch von Selbstbauern hergestellt werden. Der Mast wurde ebenfalls aus Holz verleimt.
Im Laufe der Jahre zog natürlich etwas mehr Komfort und Luxus auf das "Volksboot". Zuerst wurden Aufbauten und auch die Inneneinrichtung aus Mahagoni gebaut. Die Klinkerbauweise wurde zeitweise durch Karwele ersetzt. Aber so kostete das Boot z. B. in Deutschland in den 60er Jahren auch schon 20.000 D-Mark. Seit den Siebzigern baut man dann auch aus Glasfaser verstärktem Kunststoff. Dabei wurde nicht nur die äußere Form mit der Klinkernachbildung erhalten – auch Gewichtsverteilung und Form mussten den Holzbooten entsprechen. So segeln bis heute Holz- und GFK- Boote ohne Unterschied bei Regatten gegeneinander. Die Masten dürfen mittlerweile auch aus Aluminium gebaut werden.
Tord Sunden entwarf 1966 noch einmal ein neues Folkeboot und verzichtete dabei auf die charakteristische Klinkernachbildung. Energisch wehrte sich die schwedische Klassenvereinigung und zog direkt vor Gericht. Seitdem darf dieser Typ "nur" noch "IF" heißen, was für internationales Folkeboot stehen soll. In Dänemark werden seit 1994 auch offene Folkeboote gebaut, die hauptsächlich von Segelschulen eingesetzt werden.
Rund 30.000 Folkeboote kreuzen heute die Meere, Seen und Flüsse. In den USA, in Kanada, in den Niederlanden und natürlich in den skandinavischen Ländern werden jedes Jahr unzählige Regatten gesegelt. Die bekannteste ist der Goldpokal. Diese inoffizielle Weltmeisterschaft wird jedes Jahr abwechselnd in Dänemark, Schweden oder Deutschland ausgetragen.
Die größte zusammenhängende Flotte liegt aber weit im Binnenland: in Berlin. Aktuell liegen dort 100 Folkeboote.
(Quelle: miniboats)