Folkeboot Lotte

ein halbes Jahrhundert auf der Ostsee

Wer einmal durch die einschlägigen Foren (so z.B. das sehr gute Forum von Freundeskreis Klassische Yachten) stöbert, dem wird auffallen das Pflegetipps eher Glaubensfragen gleichen und das "gute Ratschläge" sich auch zum Teil diametral gegenüberstehen…

Auf diesen Seiten wollen wir Euch nicht dazu bringen es so wie wir zu machen, sondern Euch nur über darüber informieren was wir machen und warum – entscheiden muss dann jeder selber…


Das Unterwasserschiff

Das Unterwasserschiff besteht aus zwei Teilen, dem Ballastkiel (ca. 1t Eisen) und dem Teil der Beplankung, der sich permanent unterhalb der Wasserlinie befindet. Da LOTTE ein Holzboot ist, zählen wir auch die Bilge zu diesem Teil.

Der Ballastkiel ist eigendlich recht pflegeleicht, wäre da nur nicht das Problem, dass man im Falle eines Falles sehr schlecht von unten an ihn herankommt – zumindest auf ein paar Stellen steht ja das Boot. Während alle anderen Teile des Bootes aus Holz sind, haben wir hier die einzige Problemstelle was Rost anbelangt. Da wir in unserer Halle nicht Sandstrahlen können, mussten wir eine Möglichkeit finden, dem Rost mit Handmitteln Herr zu werden, dieses ist uns sehr gut gelungen: Nach dem gründlichen entrosten per Flex&Schleifscheibe nutzen wir einen 2-komponenten Primer von Höveling, den Antorit Zinkgrund. Dieser Primer braucht eine wesentlich geringere Oberflächengüte als viele andere Produkte und so reicht flexen vollkommen aus. Eventuell verbliebener Rost  wird verkapselt. Versiegelt wird diese Schicht mit dem Light Primer der Firma Hempel – dieser bildet eine verlässliche Sperre für das Wasser. Nachdem zweiten von insgesamt vier Anstrichen haben wir den Ballastkiel einmal mit einem Epoxid-Spachtel durchgespachtelt und geschliffen. Das Antifouling – hier nutzen wir das Mille Dynamic der Firma Hempel – hält am besten, wenn man die erste Lage (von zwei) so lange auf den Light Primer aufträgt, so lange dieser sich noch im tacky Zustand befindet, also noch etwas klebrig ist. 

Die unter Wasser liegenden Planken streichen wir zweimal mit dem Grundöl von Owatrol vor, bevor wir den Underwater Primer (ehemals Classic Barrier Primer) von Hempel aufbringen, dies hat folgenden Grund: Der Underwater Primer (ein Chlor-Kautschuk-Primer) dient als Haftvermittler zwischen Holz und Antifouling; er dient nicht als Holzschutz! Daher behandeln wir das Holz vorher mit dem Öl, um dieses bei eventuellen Beschädigungen besser zu schützen. Mehr als 2 bis 3 Lagen sollte man aber nicht aufbringen, da zuviel Öl das Quellen des Holzes verhindert und dann das Boot nicht dicht wird. Nach 4 Lagen Underwater Primer folgen 2 Anstriche Antifouling.

Obwohl  LOTTE wirklich gut dicht ist, steht in der Bilge doch immer etwas Wasser – vor allem nach Segeltagen mit viel Wind, Welle und Lage. Daher zählen wir die Bilge auch eher zum Unterwasserschiff… Als wir das Boot übernommen haben, war die Bilge immer ein Problemfall – man kommt schlecht dran und daher wurde sie immer etwas stiefmütterlich behandelt. 2007 haben wir uns dann die Mühe gemacht und die Bilge komplett saniert, d.h. per Hand abgezogen und dann die Farben neu aufgebaut – seit dem strahlt  sie nicht nur in neuem Glanz, sondern es blättert auch nix mehr ab. Nach dem guten Trocken bekam die komplette Bilge einen Anstrich im Leinöl-Bleimennige; diese traditionelle Farbe ist trotz ihrer Giftigkeit noch immer das Mittel der Wahl! Das Öl sorgt für das tiefe Eindringen ins Holz bei gleichzeitiger Atmungsaktivität und das Blei wirkt fäulnishemmend – moderne Kunstharz-Bleimennige versagt bei dem ersten Teil und ist daher für diese Aufgabe so gut wie nicht zu gebrauchen. Nach lange Trockenzeit (ca. 1 Monat) gab es dann 4 Anstriche mit Danboline Bilgenfarbe der Firma International. Dieser Anstrich hat aber eher den Grund unser Bier und sonstige Lebensmittel vor der Mennige zu schützen!


Wasserpass

Der Wasserpass ist eine besondere Lieblingsproblemzone… Dazu muss man sich erst einmal die Frage stellen: Wo liegt den ein Wasserpass? Liegt er immer unter dem Wasser, immer über dem Wasser oder liegt er genau auf der Wasserlinie? BeLOTTE lag er (zumindest in den letzten 20 Jahren) immer genau auf der Wasserlinie d.h. ca 2/3 guckten aus dem Wasser. Dieses ließ sich sehr gut mit einer speziellen Farbe machen, dem Trimline Enamel von Hempel – leider stellt die Firma Hempel diese Produkt schon seit Jahren nicht mehr her und unsere Vorräte gehen langsam zur Neige. Der Vorteil dieser Farbe war/ist, dass sie sowohl auf Lacken als auch auf Antifouling haftet, mit einem Anstrich zu 100% deckt und auch permanent im Wasser bleiben kann. So ein Produkt haben wir leider nirgends finden können…. 🙁

Daher haben wir 2011 die "Soll-Lage" des Wasserpasses am Bug und am Heck markiert und diesen dann im Winter von Grund auf neu gelegt: Über je einer langen Latte in Wasserpasshöhe am Bug und am Heck kam eine lange Schnur, beschwert durch einen Eimer Wasser, und diese wurde dann stückweise um das Boot gelegt. Sobald die Schnur die Planken berührte, wurde sie mit Klebeband fixiert – so "rutschte" sie nicht einfach an den Planken nach unten es ergab sich eine einheitliche Linie.


Überwasserschiff

Das Überwasserschiff besteht aus 5 wesentlichen Teilen: Den Planken (von außen und von innen), den Aufbauten, dem Kajütdach, der Inneneinrichtung und dem Deck.

Die Planken sind sicherlich das wichtigste, denn sie geben dem Folkeboot seinen unverwechselbaren Charakter. Von innen sind sie auf LOTTE mit dem Owatrol Grundöl getränkt (ja, sie Quellen auch immer wieder richtig dicht) und haben dann 5 Lagen Sikkens Dutch Quality Klarlack (UPDATE III/2011: Seit dem 1. Januar 2011 stellt die Firma Sikkens keine Yachtfarben mehr her – welches Ausweichprodukt wir benutzen werden steht noch nicht fest).

Alle Klarlacke verdünnen wir – statt mit Verdünnern – mit dem Owatrol Öl, dieses setzt die notwendige Verarbeitungstemperatur entscheidend herab und sorgt außerdem für einen sehr viel besseren Farbaufbau, da die Farbe glatter wird. Von außen waren die Planken jahrelang mit einem einfachen 1-komponentigen Lack der Firma Hempel, dem Brilliant Enamel, gestrichen worden. Leider war das Problem, dass dieser Lack nach einer Saison sehr unansehnlich wurde und einige Verschmutzungen (z.B. die Regenstreifen unter den Speigatten) nicht mehr abwaschbar waren. Daher haben wir uns entschlossen einen Versuch zu wagen und das Boot von außen mit einem 2-komponentigen LKW-Lack zu spritzen. Wer sich einmal die die Dächer großer LKW anguckt wird feststellen, dass sie immer in der Sonne sind, sich sehr stark bewegen und robust gegen Hagel, Regen und Salz sind – alles Eigenschaften, die wir von einem Bootslack erwarten. Bereits nach einer Saison zeigte sich, dass es keine Risse gab, keine abgeplatzten Stellen und dass nach 15 Minuten Waschen jede Seite von LOTTE wieder perfekt glänzte – ein Versuch also, den wir bis jetzt nicht bereuen (zumal der Lack auch noch ein wenig günstiger ist).

Den gleichen Versuch haben wir 2007 schon mal mit dem Kajütdach gemacht. Hier gab es die gleichen Probleme mit dem alten Lack, die Verwendung von einem 2-komponenten Lack war aber weniger "gewagt", da das Dach eine GFK Beschichtung hat und somit weder quillt noch anderweitig große Bewegungen in sich macht.

Die Aufbauten und die Inneneinrichtung sind zum Teil ganz klassisch mit 1-komponentigen Bootslacken aufgebaut, an einigen Stellen Haben wir aber als Finish einige Lacken KFZ-Klarlack benutzt. Die Grundschritte sind aber immer gleich: Wir grundieren die Hölzer mit Owatrol Öl und streichen dann mit Sikkens Dutch Quality 6 bis 7 Lagen – alle mit Owatrol Öl verdünnt, die letzten beiden Lagen mit ca. 5%. Alle "losen" Teile wie die Luks, Backskistendeckel, Türen etc. und die Kajüte von Außen bekommen am Ende ein gespritzes Finish mit einigen Lagen KFZ-Klarlack. Dieses hat sich mit der Zeit als optimal herausgestellt, da dieser Lack zum einen sehr viel UV-stabiler ist, zum anderen aber auch noch ein "brillianterer" Finish bietet.

 

Mit dem Deck machen wir nicht viel – im Winter wird es gründlich gereinigt und dann wieder leicht geölt, hier haben wir verschiedene Produkte ausprobiert, gute Erfahrungen haben wir mit dem Teak Sealer der Firma Hempel oder mit dem hauseigenen Pflegeset der Firma Waage gemacht. Allerdings machen wir uns die Mühe einige Teile vom Deck zu lackieren – es sieht doch so schön aus 😛