Gefühlt schreibe ich jedes Jahr einen Beitrag über das Segeln im Herbst. Einen Beitrag über die Menschen, denen wir begegnen, über das veränderte Leben an Bord, über die vergangene Saison oder auch über Träume für die kommende. Wenn ich dann durch unseren Blog oder meine alten Logbücher stöber, dann stelle ich mir manchmal die Frage, warum dem so ist – die Antwort kommt dann sofort mit dem ersten Herbstwochenende an Bord.
In diesem Jahr brachte der September bereits den ersten Herbststurm und während wir in Hamburg am Arbeiten waren, trieb ein starker Südwest mit Orkanböen das Wasser aus der Förde. Wie gut, dass wir nicht nur einen tollen Hafenmeister, sondern auch gute Freunde haben – vielen Dank an Michael, Ike und Mike für das Kontrollieren und Nachgeben der Leinen! Hier zeigte es sich wieder einmal, dass es sehr viel besser ist, die vorderen Festmacher am Steg zu belegen: dann können helfende Hände einen drohenden Schaden viel leichter verhindern und müssen nicht auf die Boote klettern.
Das Wochenende nach dem Sturm brachte dann das, was wohl die meisten unter Herbst verstehen: wechselnde Winde, leichte Schauer, Nebel, etwas Sonne und vor allem kürzere Tage. Für uns brachte es unseren ersten Besuch in Mommark dieses Jahr. Obwohl wir diesen kleinen Hafen an der Ostküste von Als sehr mögen, hatten wir es die ganze Saison noch nicht geschafft, aber bei der Wetterprognose drängte sich ein Besuch förmlich auf: leichte südöstliche Wind für den Hinweg und nördliche für den Rückweg. Obwohl wir den Hafen recht spät erreichten, bekamen wir noch einen sehr guten Platz und dann musste es schnell gehen – wir wollten gerne bei Tageslicht kochen und essen.
Als wir gerade beim Nachtisch waren, legte neben uns eine Grinde an und so luden wir kurzerhand den Einhandsegler zum Whiskey ein. Beim ersten Schluck vom Talisker berichtete er von seinem Törn, der ihn just an einen Ankerplatz bei der Destille von Talisker auf der Isle of Skye geführt hatte. Mit seiner Grinde, die zwar extrem seefest aber doch nur knapp über 8m ist, war er 4 Monate unterwegs: über die Nordsee, durch die Highlands, zu den Hebriden, nach Irland, zu den Orkneys, den Shetlands, nach Norwegen, Schweden und das alles in so einem Boot – es ist eben nicht nur die Größe, die zählt!
Am vergangenen Wochenende zeigte sich der Herbst dann von seiner perfekten Seite: Die warme Sonne vertrieb den atemberaubenden Frühnebel aus der Bucht und ganz langsam begann ein strahlend schöner Samstag. In der absoluten Flaute folgten wir gerne der Einladung von Ike&Karin zum Frühstück und genossen unseren Kaffee im T-Shirt im Cockpit. Um uns herum herrschte auf einigen Booten schon emsiges Treiben, da wurden Segel abgeschlagen, Polster Richtung Land gebracht und die Boote für das Saisonende vorbereitet – das war nix für uns! Der phantastische Tag rief uns auf das Wasser, aber trotz des langsam aufkommenden Windes würden wir keine große Strecke schaffen. So entschieden Robbi und ich uns gegen ein Treffen mit Erik in Schleimünde und für ein gemeinsames Ankern mit Lycka im Alssund.
Auf der Bucht war es herrlich und so vergaßen wir über dem langsamen Segeln in der warmen Sonne fast die Zeit und damit die Brückenöffnung in Sønderborg. Nachdem wir ein Stück mit dem Motor geholfen hatten, ging es in den Alssund nach Norden, wo Ike&Karin schon an einer Mooringboje auf uns warteten. In den letzten Sonnenstrahlen gingen wir an Lycka längsseits und wir hatten gerade noch Zeit für einen Sundowner, bevor es dunkel, kühl und ziemlich feucht wurde.
So blieb nur der Grill in Lyckas Cockpit, während wir im geräumigen Salon unser Abendessen genossen.
In der Nacht zum Sonntag hatte es leicht geregnet und so glänzten neben dem Morgentau auch ein paar dickere Tropfen auf dem Lack von LOTTEs Cockpit. Wir ließen uns viel Zeit, trockneten Lyckas Cockpit und frühstückten trotz der schweren grauen Wolken draußen. Wir waren uns einig: bei so einem Wetter würde niemand von uns zuhause auf dem Balkon sitzen, aber hier fühlte es sich wie das natürlichste der Welt an.
Auch an diesem Morgen wollte kein richtiger Wind aufkommen und so warteten wir fast zu lange… Da wir am Abend noch eine Einladung in Hamburg hatten, wollten wir unbedingt die Brücke um 13Uhr bekommen und so brachen wir etwas überstürzt auf und ließen Ike&Karin mit dem Abwasch zurück.
Nach einer Punktlandung an der Brücke ging es hinaus auf die Bucht und dort kam auch endlich der Wind – hatten wir am Vortag noch bestes Sonnenwetter, so hatten wir nun perfektes Segelwetter! Mit knapp 6kn ging es zurück nach Wackerballig, wo mittlerweile schon einige Boote weniger als am Vortag lagen; das Ende der Saison rückt näher.
Für uns aber ging es mit einer weiteren Erinnerung an ein wunderschönes Segelwochenende nach Hamburg – fest in dem Wissen, dass wir noch 4 Wochenenden zum Segeln haben.
Eine sehr schönen Blog habt ihr. Sehr informativ.
Nett euch kennengelernt zu haben.
Gruß, der Grinde Segler.