Folkeboot Lotte

ein halbes Jahrhundert auf der Ostsee

Als wir zu Beginn des Jahres mit Jørgen unsere neue Homepage bastelten, kam von ihm bei so manchem Segelbild, oder auch Bericht, ein leichtes Seufzen – wie lange war er schon nicht mehr auf einem Boot gewesen… Das konnten (und wollten) wir nicht so stehen lassen und luden ihn daher auf ein Wochenende ein. Nach langem Hin und Her, die Wochenenden im Sommer sind bei ihm so voll wie bei uns, fanden wir endlich ein passendes Datum und so wollten wir früh am vergangenen Freitag starten. Leider machte mir meine Arbeit einen Strich durch die Rechnung und so waren wir nicht am frühen Nachmittag an Bord, sondern ich war um 16Uhr noch in Wilhelmshaven… Jørgen in Oldenburg aufsammeln, Robbi in Hamburg – es wurde immer später.

Gegen 19:30Uhr hatten wir dann Hamburg endlich hinter uns gelassen, als wir auf der A7 plötzlich ein uns wohlbekanntes Auto überholten: Bärbel und Helmut waren auch auf dem Weg zu ihrem Boot, der Sommertörn stand an.

Ein Weile fuhren wir Kolonne, bis die Beiden uns überholten und Bärbel eine merkwürdige Zeichung ans Fenster hielt: Durch einen Kuli auf ein Küchenpapier gebannt, sahen wir einen Fisch und einen Kreis mit einem "P" – was sollte das bedeuten? Ans Telefon ging keiner der Beiden, also mussten wir Raten: War Helmut aus der SPD in die PBC gewechselt? Gab es einen Fisch mit "P? Sollte das der neue Name von ihrem Boot werden? Oder hatten sie Leckereien dabei, die sie uns auf einem Parkplatz zeigen wollten? Kurz vor der Rader Hochbrücke wurde es uns zuviel, mit einigen Lichtsignalen brachten wir sie auf einem Parkplatz zum Halten und endlich gab es die Lösung: Ob wir zusammen nach Flensburg fahren wollen, um in der Fischperle essen. Gerne. Auf nach Norden!

In Flensburg ist immer etwas los und so auch dieses Mal; wir hatten kaum unseren Platz auf der Terasse direkt am Hafen eingenommen und bestellt, da begann auf der Förde ein wildes Tuten und die Einlaufparade der alten Dampfschiffe für das alljährliche Dampf-Rundum begann. Neben kleinen Barkassen und Schleppern kamen auch Kollosse wie die Stettin oder die Wal. Der Star der Parade war aber – wie immer – die Alexandra aus Flensburg.

Nach einem guten Essen trennten sich dann unsere Wege, Bärbel und Helmut fuhren zum Egernsund, wir wollten endlich nach Wackerballig und zu LOTTE.

Es war schön endlich mal vor Mitternacht an Bord zu sein und dank der neuen Persenning lief alles ganz schnell: Plane hoch, Schotten weg, Schlafsäcke rein und Strom gelegt. Dann begann mit dem gemütlichen Teil des Abends ein super Wochenende!

Am Samstag, nach einer kurzen Nacht und einem langen Frühstück, machten wir erstmal unsere obligatorischen Reparaturen an Seewiefke… Gunthers und Ninos Boot wird für uns noch zu einer echten Baustelle. Dann ging es los, mit vollen Segeln über die Bucht nach Norden. Bei 4 bis 5Bft. aus West-Nordwest machten wir gute Fahrt und bei der herrlichen Sommersonne merkte man kaum, dass das Wasser doch recht häufig über kam. Dann war die Sonne plötzlich weg und es wurde schlagartig kalt! Wie gut, dass wir zu diesem Zeitkunkt schon in die Abdeckung der Küste kamen und so ging es erstmal am Yachthafen Sønderborg vorbei in den Stadthafen.

Das Panorama der Stadt, mit ihrem Schloss und der alten Brücke ist immer einen Abstecher wert, vor allem da es hier im Sommer von Booten nur so wimmelt und immer Leben herrscht. Auch wenn dieses Gefühl so kurz hinter der Grenze noch sehr schwach ist, so merkt man sofort: Man ist in Skandinavien! Der Sommer, mit seinen langen Ferien, wird mit steigendem Längengrad immer intensiver gelebt. Groß und Klein, Alt und Jung – alle tummeln sich in der Natur und dort vorzugsweise am oder auf dem Wasser.

Am Abend wollten wir uns wieder mit Bärbel und Helmut treffen, Bedingung für den Hafen war ein schöner Grillplatz. Da man in Høruphav abends schnell im Schatten sitzt, Augustenborg nicht schön und Stevning Nor nicht gerade Bärbels Favourite ist, fiel die Wahl dann schnell auf den Yachthafen von Sønderborg. Schnell zeigte sich auch wie gut diese Entscheidung war, denn an Indian Summer musste noch etwas repariert werden und so kamen Bärbel und Helmut per Auto aus dem nahen Egernsund.

Dann wurde aufgetischt und Jørgen musste schon etwas staunen, was wir alles aus dem Landi oder unserem Boot hervor holten. Als wäre der Tisch mit Porzellan, Gläsern, Brot, Salat, Saucen und allerlei Köstlichkeiten nicht schon recht voll, kamen dann auch noch Wasser und Wein (rot, weiß und rosé), Bier und Cidre sowie einige Flaschen höher prozentiges.

Irgendwann, zwischen Huftsteaks, Lammspießen, Nackensteaks und Würstchen fragten dann unsere dänischen Nachbarn, wo der Rest der hungrigen Meute sei… das Essen wäre doch für mehr als fünf Leute. (Das mag im Prinzip ja auch stimmen, diese Dänen haben aber sicher noch nie probiert ein Robbi satt zu bekommen!)

Zwischendurch versuchten wir immer wieder Gunther und Nino zu erreichen, die an diesem Abend zu einer veganen Grillparty eingeladen waren… Da keiner von den Beiden zu erreichen war, machten wir uns – zur großen Belustigung der Nachbartische – unsere eigenen Gedanken zu dem Thema:

Als es dunkler und auch kühler wurde, fuhren Bärbel und Helmut zurück zum Egernsund und wir verholten uns an Bord. Im flackernden Schein der Petroleumlampe und dem Pfeifen der Riggs im aufkommenden Wind wurde es später und später. Als auch die letzte Buddel restlos leer war, krochen wir müde in die Koje, ein wenig Ruhe vor dem angekündigten Starkwind am Sonntag.

Der Morgen, wenn man das dann für uns noch so bezeichnen konnte, war zwar etwas wolkiger und windiger als der Tag zuvor, aber im Schutz des Hafens genossen wir erstmal das Katerfrühstück bei durchbrechender Sonne und sommerlichen Temperaturen.
 

Die Flaggen standen gut, der kräftige Nordwest pfiff durch die Wanten und die Fallen klapperten – gut in Ölzeug verpackt ging es raus aus dem Hafen und im Schutz der Küste über die Förde in die Geltinger Bucht. Durch den Raumwind-Kurs merkten wir den Wind selbst gar nicht so sehr, aber die stattlichen Wellen auf der Außenförde sprachen eine deutliche Sprache. IMG_2358

Je schöner ein Törn ist, umso schneller geht er vorbei – kaum in Sønderborg gestartet, waren wir auch schon wieder fest in Wackerballig. Aufklaren, noch einen Kaffee und ein Stück Torte in der Marina Lounge (mal wieder mit neuen Betreibern), und dann ging es auch schon wieder nach Hause – Hamburg, Oldenburg, Wilhelmshaven. Uns hat das Wochenende super gefallen – und Jørgen sichtbar auch – so das wir dieses sicher wiederholen werden!

Kategorien: Törns

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