Die Wetterprognose für Pfingsten versprach Sonne und Hitze – den Wind hatte leider jemand vergessen und so war statt Segeln eher Treiben angesagt.
Am Samstag ging es bei einem leichten Ost noch einigermaßen gut aus dem Hafen in Wackerballig, aber unsere Idee von einem Treffen mit Bärbel und Helmut in Mommark, konnten wir schon nach der ersten Meile begraben – wir machten so um die 2 Knoten und damit wollten wir nicht auch noch gegenan Kreuzen. So entschieden wir uns ganz gemächlich nach Norden zu Segeln, irgendwo Als Sund oder in Sønderborg würden wir schon ein Plätzchen für die Nacht finden.
Wir vertrieben uns die lange Zeit der langsamen Segelei mit allerlei Späßen mit Gunthi und Nino, wobei wir einmal sogar so gut aufholten, dass Robbi auf Seewiefke übersteigen konnte.
Mit der zunehmenden Dauer des Törns wurden diese Spielereien aber weniger – jetzt war ein guter Sonnenschutz wichtiger. Da auch der beste Sunblocker nur eine Verzögerung des Unvermeidlichen darstellt, ist textiler Sonnenschutz noch immer das Beste und dort ist manchmal Erfindungsreichtum gefragt!
Kurz vor dem Yachthafen von Sønderborg schlief der Wind dann vollends ein, und so suchten wir uns dort zwei Boxen nebeneinander. In Stadt und Hafen steppte der Bär und als wir dann endlich mit Kaffee trinken und Boote aufklaren fertig waren, war es auch schon Abend. Direkt am Stadthafen, mit Blick auf das Schloss fanden wir ein schönes Restaurant und dort gab es erstmal ein leckers kaltes Bier.
Hier, am Stadthafen, befindet man sich mitten in der belebten Geschichte der alten Stadt, deren Schloss 1169 als Festung gegen die wendischen Überfälle von Valdemar dem Großen erbaut worden war. Auf der anderen Seite des Hafens erheben sich die Schanzen von Dybbel, deren große Schlacht von 1864 wir von unserem Sitzplatz aus sicher gut hätten sehen können.
Zurück an Bord genossen wir noch ein wenig die Kühle des Abends und das etwas kitschige Abendrot, bevor wir alle mit dem Gefühl von viel zu viel Sonne in unseren Kojen verschwanden.
Pfingstsonntag weckte uns Donnergrollen und während wir noch wach wurden, zogen 2 kleine Gewitter über die Bucht. Trotz kleinerer Regenschauer machten sich Gunthi und Robbi auf den weiten Weg in die Stadt, um dort Brötchen und dänische Schweinereien zu kaufen.
Nach dem reichhaltigen Frühstück war der Regen wieder der Sonne gewichen, hatte aber einen leichten Süd-Ost für uns gelassen. Noch in der Box setzten wir Segel und wem bis jetzt noch nicht klar war, das wir ein verlängertes Wochenende hatten, der merkte dies spätestens beim Warten vor der Klappbrücke. Mehr als 50 Boote drängten sich im Stadthafen und als die Brücke öffnete flossen sie wie ein Schwall Wasser durch das Loch eines Eimers in den Als Sund. Kurz hinter oder sogar noch unter, der Brücke setzten alle Ihre Segel. Wir fühlten uns wie in einem Regatta-Feld, jeder versuchte das Optimum aus dem Wind heraus zu holen. Mal überholten wir, mal wurden wir überholt – so ging es bis in den Als Fjord. Ganz am Ende vom Sund begegneten wir dann noch Emmi, unser Nachbar-Folkeboot aus Wackerballig. Unser Kurs führte uns Richtung Mjels Vig, wo wir im Stegsgab, der wirklich dünnen Durchfahrt in die Dyvig, wieder ein lustiges Erlebnis hatten: Während wir, hart am Wind, mit knapp 2 Knoten durch die Rinne kreuzten, hinter uns eine nicht unbeträchtliche Ansammlung von Seglern, musste sich ein großes Motorboot an der engsten Stelle direkt an uns vorbei drängeln. Der Schwell hätte uns fast auf das Flach gespült, aber eine kleine Windböe im richtigen Moment, konnte das gerade noch verhindern. Auf der anderen Seite, in der Dyvig, konnten uns die Segler dann alle überholen und mehr als einer rief uns seine Bewunderung für unser Manöver zu.
In Mjels Vig war es voll und wurde immer voller; Kinder rannten umher, Hunde wuselten über die Stege, Boote kamen und gingen und über allem lag der herrliche Geruch eines Lagerfeuers und vieler Grills. Nach dem wir gegessen hatten, luden wir Axel, der gerade mit einer Freundin einen Törn machte, auf ein Bier ein. Der Abend wurde feucht und wunderschön und als gegen 2 Uhr die letzten Flaschen leer waren fielen die Augen mehr als schnell zu.
Leider mussten die Junx heute wieder nach Wackerballig, aber wir können ja noch etwas weiter. Unter Segeln legten wir ab, und wieder ging es durch die Enge hinaus aus der Dyvig. Nord-Westlich von Als stellten wir wieder einmal fest: Immer wenn wir unter Segeln ablegen, verlässt uns der Wind nach spätestens einer Stunde… Wir machten noch etwas über 1 Knoten und so gab es für uns nur noch ein erreichbares Ziel – Barsø.Eine weitere verlässliche Konstante auf unseren Törns ist, dass wir bei jeder Flaute auf dem kleinen Belt Schweinswale sichten. So hatten wir auch dieses mal eine ganze Familie direkt neben Lotte, die uns später noch im weiten Bogen umrundete.
Jetzt liegen wir fast alleine in dem beschaulichen Hafen von Barsø und hoffen auf den angekündigten Ostwind für morgen.