Nach 3 miesen Sommern, beginnt der Sommer 2010 so wie man es erwartet:
Die Sonne scheint, Luft, Wind und Wasser sind warm und es weht ein leichter Wind. Da Robbi noch eine Klausur am 23. schreiben muß, beginne ich den Sommertörn mit Torsten.
Dieses wird der erste Sommer mit einem Blog von Bord. Zwar gibt es in vielen dänischen Häfen bereits ein WLAN, doch ist dieses weder immer kostenlos noch überall zu finden. Und da mein UMTS-Stick nur in Deutschland funktioniert wird die Berichterstattung dieses mal anders, als von unserem Pfingsttörn auf der Schlei:
Unter einer fortlaufend nummierten Überschrift (Sommertörn X) werden die Einträge erscheinen sobald wir einen Internetzugang finden. Diese beeinhalten dann die einzelnen Abschnitte unserer Reise.
Als Sund im Sommerabend (20/VII)
Beladen mit Vorräten für 3 Wochen, meinem Gepäck und Torsten, ging es am Dienstag, den 20. Juli, mit einem kräftigen SO gen Norden. Da wir erst mittags in Hamburg los gekommen waren, und auch noch einkaufen mussten, hieß es erst gegen 18 Uhr "Leinen los". Vorbei an der königlichen Yacht passierten wir die Christian X. Brücke in Sønderborg um 20 Uhr.
Eigentlich wollten wir im Sund Ankern, aber alle schönen Stellen auf der Ostseite waren bereits mehr als belegt und so gingen wir auf der Westseite des Sundes südlich von Sotrupsskov, an die Boje der dänischen Segelunion. Mehr als ein Abendessen war dann auch nicht mehr drin, Sonne und Wind machen eben Müde.
Platt vorm Laken – Kurs Kalvø (21/VII)
Der Mittwochmorgen zeigte sich von seiner besten Seite: Ein sanfter Wind, leichte Wellen und herrlicher Sonnenschein luden zum Baden vor dem Frühstück ein. Hier kam jetzt auch zum Ersten mal die von Sebus entliehene Unterwasserkamera zum Einsatz – aus dem Wasser bietet sich eine Perspektive, aus der man sein Boot sonst nicht so kennt.
Nach dem Frühstück frischte der SO wieder auf und so verließen wir unter Segeln den Als Sund und segelten ausgebaumt mit über 5 Knoten bei 4-5 Bft. bis in die Genner-Bucht. Die Insel Kalvø mit ihrem kleinen Hafen und dem angrenzenden Naturschutzgebiet ist immer eine Reise wert. Hier kann man perfekt Ankern, Baden, Wandern und auch der Hafen besitzt noch den Charme von etwas lebendigen. Gegen 22 Uhr drehte der Wind dann wie vorhergesagt auf West und dicke Quellwolken kündigten vom nahen Regen.
Treffen mit Petits Fours (22/VII)
Der Donnerstag begann grau – der steife West schob immer wieder regenschwere Wolken heran und es entlud sich während der Nacht, und auch am Vormittag, so manche Wolke und brachte Regen, Schauer oder sogar Gewitter. Um sich mit uns zu Treffen, hatten Bärbel&Helmut extra einen Hafentag in Mjelsvig eingelegt (was Bärbel sicherlich sehr schwer viel 😉 ) und daher war unser nächstes Ziel klar: Nur unter Fock verließen wir mit 5-6 Knoten die Genner-Bucht und steuerten den Als Fjord an. Das freudige Wiedersehen mit den Beiden war trotz anderem Vorschoter herzlich und kulinarisch wie immer: Kaum hatten wir aufgetucht, stand der heiße Kaiserschmarn vor uns. Wie Bärbel es dann noch schaffte, nach 2 Wochen Folkebootsegeln, diese süße Verführung mit einer frischen Physalis zu schmücken wird mir immer ein Rätsel bleiben – Petits Fours muß irgendwo außerdimensionalen Stauraum besitzen. In Mjelsvig geschah dann etwas sehr seltenes (da es ja ungeplant war) ein Treffen von 4 fahrtensegelnden Folkes; noch vor 10 Jahren selbstverständlich ist es heute eine Seltenheit.
Robbi an Bord (23/VII)
Am Freitag, den 23. Juli, sollte dann endlich Robbi dazu stoßen. Da Bärbel&Helmut am Sonnabend wieder im Egernsund sein wollten, und Robbi mit dem Auto kam, bot sich als Treffpunkt Sønderborg an. Von Mjelsvig nach Sønderborg sind es ja nur einige Meilen und mit dem vorhergesagten West sollte es kein Problem sein…
Der schwache West wurde dann zum Ost und der Ost zum Regen – aus dem Segeln wurde ein Treiben, aus dem Treiben ein Motoren und aus dem warmen Sommertag ein Zittern im Nieselregen.
Das Kreisen im Nieselregen vor der Brücke, für die Öffnung um 16 Uhr, nutzte Bärbel dann, um anzuregen, dass wir aus dem Grillabend einen Abend im Restaurant machen – zu dem Zeitpunkt hatte Robbi aber schon alles eingekauft und war auf dem Weg nach Norden. Fest im Hafen, das Boot schon fast wieder trocken kam dann Robbi und brachte nicht nur zentnerweise Grillgut, sondern auch eine fantastische Abendsonne mit. Es wurde ein sehr schöner gemeinsamer Abend mit herrlichem Sonnenuntergang am Grillplatz vom Yachthafen Sønderborg.
Sommertörn mit Auto (24/VII)
Am Samstag verabschiedeten wir uns von Bärbel&Helmut und machten erst einmal Sight-Seeing und Shopping in der Stadt. Torsten war noch nie hier und außerdem hatten wir so viel zum Grillen übrig, dass wir in die Stadt mussten, um neue Kohle zu kaufen. Zurück an Bord lag dann die schwierige Entscheidung vor uns: Wohin segeln wir. Torsten sollte Sonntag oder Montag mit dem Auto zurück nach Hamburg und so war der Plan rund Als und in den Hafen von Fynshav. Die stehenden 6 Bft. aus NW waren aber wenig vorteilhaft und so entschieden wir uns dafür, das den Seglern so unbekannte Hinterland mit dem Auto zu erkunden. Über Hørup Hav ging es nach Kegnæs, welches auch ich nur aus dem Wetterbericht, von See oder von der Birk aus kannte.
Der Küste folgend ging es weiter nach Mommark, einem meiner früheren Lieblingshäfen. Als ich das letzte Mal hier war – mit Robbi im Oktober 2007 – waren hier verlassene Wohnwagen, marode Stege und ein heruntergekommener Gasthof. Jahrelang hatte dann die Kommune Sønderborg versucht einen neuen Betreiber zu finden, vergeblich. So blickte ich mit Überraschung auf viele Wohnwagen, neue Sanitäreinrichtungen und einen komplett überholten Hafen. Das ganze Becken auf 3,5m gebaggert, die Fähre nach Fynshav verlegt und Wasser und Strom auf neuen Schwimmstegen machte der Hafen einen recht einladenden Eindruck. Lediglich die neue Hafengebühr von 125 Dkr für ein Folkeboot für eine Nacht ist mehr als happig.
An dem herrlichen Sandstrand genossen wir dann die geschützte Lee-Seite von Als und badeten im kleinen Belt.
Weiter ging es nach Fynshav, wo sich seit dem letzten mal nicht viel verändert hat. Wenn man von Fynshav der 8 nach Sønderborg folgt, so kommt man zwangsläufig nach Augustenborg. Das wirklich sehenswerte Schloß, 1770 von Herzog Frederik Christian I. erbaut dient heute als Krankenhaus und lädt dazu ein, in seinem herrlichen Park zu spazieren.
Ein paar interessante Schiffe im Yachthafen krönten dann unseren Ausflug der etwas anderen Art. Das Grillen am Abend wurde dann durch den steifen NW etwas kürzer aber nicht minder schön als ein Tag zuvor.
Jeder kann Seekrank werden (25/VII)
Am Sonntag nahmen wir dann, nach einem gemeinsamen Frühstück, Abschied von Torsten. Dieser sollte mit Robbis Auto nach Hamburg fahren, während wir nun unseren eigentlichen Sommertörn beginnen wollten. Brunch, Gepäck umladen und Verabschiedungen brauchen ihre Zeit und so setzen wir erst um 15 Uhr Segel Kurs Ost. Mit über 5 Knoten ging es dann unter Fock aus der Förde und auf die freiere See. Der West hatte eine ziemliche See aufgebaut und während Ærø immer näher rückte rollte Lotte immer mehr und mein Magen fing an zu rebellieren. Bevor die leichte Übelkeit einer ausgewachsenen Seekrankheit weichen konnte, entschieden wir uns statt Bagenkop nach Marstal zu laufen.
Diese leiche Kursänderung beschleunigte uns nicht nur um über 1 Knoten, sondern beendete auch schlagartig meine Übelkeit. Mit Sonnenuntergang und dem einsetzenden Vollmond erreichten wir Marstal und wiedereinmal zeigte sich, dass ein Folkeboot auch in dem überfülltesten Hafen noch einen Platz findet.
Den Südfynske Øhavet (26/VII)
Entgegen aller Vorhersagen begann der Montag warm und sonnig. Wer in Marstal im Hafen liegt, der muß auch die Stadt besuchen. Bis zu Beginn des letzten Jahrhunderts war Marstal Dänemarks führende Seefahrerstadt; 1890 bezeichneten mehr als 300 Schiffe diese Stadt als Ihren Heimathafen, mehr als in København. Dieser Bezug zur Seefahrt ist in der Stadt allgegenwärtig: Es gibt ein sehr schönes Seefahrtsmuseum, mehrere Werften und eine berühmte Schifferkirche in der viele Schiffsmodelle zu sehen sind (das Älteste von 1738).
Wer das ausdrucksstarke Altargemälde betrachtet, auf dem Jesus einen Sturm besänftigt, erkennt, wie tief der Bezug zur See war und ist.
In den engen Gassen von Marstal findet man schön restaurierte alte Häuser mit blühenden Gärten und den für diese Gegend so berühmten Stockrosen. Von Marstal wollten wir eigentlich südlich um Langeland herum, doch wurde aus dem angekündigten SW ein SO und so planten wir eine neue Route. Wir wollen Langeland nördlich umrunden und dafür führte uns unser Weg zunächst in die dänische Südsee, den Südfynske Øhavet.
Dieser Name, er könnte auch aus der Feder einer PR-Agentur für Tourismus in Dänemark stammen, ist aber schon wesentlich älter. Die alten Segelschiffer meinten mit dem Vergleich zu tropischen Gestaden weniger das azurblaue Wasser oder sonnige Strände als viel mehr flache Inseln, tükische Untiefen, launenhafte Strömungen, lokale Wetterphänomene und Flautenlöcher. Von Marstal aus segelten wir mit wechselhaften Winden zwischen S & SO nach Strynø – auf dem freien Meer hätten wir sicher längst den Motor angeworfen, aber zwischen den Insel macht es auch Spaß mit einem Knoten zu "Segeln".
Der rundum renovierte Hafen von Strynö lohnt einen Besuch (die Insel sowieso) wenngleich auch 130 Dkr für ein Folkeboot echt happig sind. Gott sei Dank erbarmte sich der Hafenmeister unser – für ein "schönes Traditionsschiff" zahlten wir ausnahmsweise 100 Dkr. Auf Strynø war gerade ein Treffen der Seepfadfinder und alter Traditionsschiffe, so dass der Hafen voller Jollen, Smakkes, Gaffelsegeln und vor allem Holz war.
Bis spät in die Nacht spielten dann die Geigen, Gitarren und Akkordeons – es war ein bomben Stimmung (und nicht mal einer der wenigen Deutschen wagte es, sich zu beschweren… )
Kurs Nord (27/VII)
Heute ging es dann von Strynø aus nach Norden, erst einmal leerte sich aber der Hafen schlagartig – nach einem Treffen mit Gammeldansk und Gesang bestiegen über 100 Männer, Frauen und Kinder ihre Boote und Schiffe:
Immer der Küste Langelands folgend, und glücklicherweise vom Strom geschoben, passierten wir kurz bevor dieser kippte bei lauen Winden aus SW und knaller Sonne die Brücke bei Rudkøbing. Unser Ziel sollte der kleine Fischerort Dageløkke sein, aber kurz vor unserem Ziel frischte der Wind ein wenig auf und so konnten wir bis Lohals segeln. Hier liegen wir nun im neuen Yachthafen und erwarten in der Nacht die angekündigte Regenfront von der Nordsee. Wohin es weiter geht wissen wir noch nicht, ab Donnerstag soll es aus W bis SW stürmen. Eventuell geht es also zurück in die dänische Südsee…
Heute kommt auf jeden Fall erst mal unser erster Blog Eintrag !!
Hallöchen Ihr Beiden, das alles klingt ja super gut und verursacht mir irgendwie ein ganz grummeliges "Heimweh" – soooo sehr vermisse ich es, diesen Sommer zu segeln. Euch wünsche ich noch einen ganz wunderbaren Törn, freu mich über eure "Meldungen" und hoffe, Ihr habt Lust, demnächst nochmal in SL anzulegen! Wo der Grill steht…wisst Ihr ja schon! Schuppen….und ansonsten…Küche…herzlich liebe Grüße, Ute
Hallo Lotte und Crew,
na, wie ist dei Stimmung bei dem bescheidenen Wetter. Hatte mir meinen Urlaub auch anders vorgestellt, als schon mittags bei Nieselregen vor dem Rechner zu sitzen und (selbst)mitleidige Kommentare in Gästebücher zu schreiben. Ganz offensichtlich habt ihr ja immerhin schon viel Schönes erlebt und gesehen. Last euch mal die gute Laune nicht vermiesen und habt noch viel Spaß auf eurem Törn. Ich hoffe wir sehen uns wenn ihr zurück seid.
Bis dahin viele Grüße
Volker