Folkeboot Lotte

ein halbes Jahrhundert auf der Ostsee

06
Mrz
2020

Der Einbau beginnt

Der Bau der neuen Bodenwrange hat uns doch einiges an Zeit gekostet – nicht nur, dass wir so etwas noch nie gemacht haben, die vielen Winkel und die lange Bohrung für den Bolzen haben eine besondere Herausforderung dargestellt. Anfang Februar waren wir dann aber endlich fertig und wir konnten der Wrange ihre endgültige Form geben. Für die Zeit des immer wiederkehrenden Messens haben wir oben unsere Bezugskante nicht verändert, damit wir von dort unsere Maße nehmen konnten.

Nachdem die Oberkante eine harmonische Aussparung und eine kleine Fase bekommen hatte, folgten erstmal einige Lagen einer Mischung aus Leinöl und Petroleum. Da sich Öl bei Wärme einfach besser verarbeiten lässt, haben wir diese Arbeiten einfach zuhause auf dem Esstisch erledigt – der Geruch vom Leinöl ist heute noch zu riechen.

Der alte Bolzen war ja im Übergang von der Wrange zum Kiel weg gerostet; damit uns dieses nicht nochmal passiert, hat uns Ralf einen neuen Bolzen aus Niro gemacht – vielen lieben Dank dafür!

Bei den Bolzen ist es wichtig, dass das Gewinde möglichst kurz ist. Im optimalen Fall ist es nur wenige Gewindegänge länger als benötigt, so hat man im Loch später eine Stange mit glatten Seiten und diese bieten weniger Möglichkeiten für spätere Hohlräume. (Aus diesem Grund benutzt man auch keine Gewindestangen.)

Wie bekommt man aber eine Metallstange so durch ein Holz, dass es später keine Hohlräume entstehen? Früher, als LOTTE gebaut wurde, hat man die Löcher untermaßig gebohrt und die Bolzen dann mit Kraft hindurch getrieben – zusammen mit dem späteren Quellen des Holzes wurden diese Durchgänge dann schon sehr dicht. Da wir aber schon durch das Ausbohren der alten Bolzen einen sehr großen Lochdurchmesser hatten, wollten wir die neuen mit einem Infusionsharz vergießen. Dieses hat eine extrem niedrige Viskosität und dringt in die kleinsten Ecken, so wird auch unser etwas unförmiges Loch am Ende dicht.

Damit das Harz nicht einfach unten aus dem Loch rauslaufen konnte, haben wir Mutter und Scheibe mit einer Dichtmasse verklebt – auf diese Weise konnten wir von oben das Loch mit Harz auffüllen. Unser “Testbolzen” war der kleine, der zwar nicht noch durch eine Wrange musste, aber leider schräg im Steven sitzt. Um unsere Bilge nicht gleich komplett voll Epoxy zu haben, bauten wir einen kleinen “Damm” aus Knetmasse, dahinter konnten wir das Loch dann gut füllen.

Unsere Bolzen haben einen Durchmesser von 12mm, die Bohrung 16mm – zwei Millimeter Luft auf jeder Seite reichen locker, damit sich das Harz gut im Loch verteilen kann. Da es in der Halle relativ kalt und der Bootskörper daher auch schon ausgekühlt war, erwärmten wir nicht nur das Harz, sondern auch den Bolzen – so konnte alles gut aushärten.

Nachdem der kleine Bolzen relativ einfach und schnell montiert war, waren sein großer Bruder und die Bodenwrange dran. Zuerst schraubten (und klebten) wir die Wrange ein, dann folgte das Vergießen entlang des warmen Bolzens.

Leider ging es dieses Mal nicht ganz so glatt, denn im Übergang von Wrange zu Kiel war wohl ein winziges Loch, dort lief einiges an Epoxy heraus, aber glücklicherweise hatten wir einen zweiten Damm gebaut, und so konnte die ganz große Sauerei verhindert werden.

Leider mussten wir aber nun in zwei Schritten arbeiten: Vergießen des Stücks im Kiel mit anschließendem Abdichten des kleinen Lochs und einige Tage später folgte dann das Auffüllen des Lochs in der Wrange selber.

Der erste Teil war nun geschafft, jetzt konnten wir die neuen Spanten anpassen.

Genau wie die alten Spanten, sollten auch die neuen nicht bis auf den Kiel hinunter reichen – sie enden eine Planke weiter oben. So gibt es genug Überlappung von Wrange und Spant, man muss also nicht im tiefsten und engsten Teil der Bilge ganz unten arbeiten…

Da die alten Spanten direkt aus dem Dampfkasten heiß in den Rumpf gebogen und dann fixiert worden waren, laufen sie leider nicht alle ganz geradlinig und vor allem die Spanten im Bereich des Achterschiffs, die unten keine Aufnahme im Kiel haben, haben sich damals ziemlich verzogen. Aus diesem Grund mussten wir die beiden Spanten in ihrem unteren Bereich noch an die neue Wrange anpassen: Damit keine unnötigen Ecken enstehen (in denen es später gammeln kann), wird der Spant auf Backbord direkt an die Wrange geklebt, sein Gegenüber bekommt 15mm Abstand von der Wrange.

Nachdem die beiden Stücke ihre engültige Form hatten, konnten wir die Kanten abrunden und das Holz ölen – gerade die Rückseite muss gut geschützt werden, denn sie ist nach dem Einbau unzugänglich.

Auf LOTTE sind im Laufe der Jahre schon ein paar Spanten ersetzt worden, aber diese waren an sehr schwer zugänglichen Stellen, so dass sie immer geschraubt wurden – dieses Mal wollten wir die klassische Methode anwenden und Kupfernieten verwenden.

Die Schäftung zu den alten Spanten haben wir so gewählt, dass sie jeweils von zwei Nieten gehalten wird: oben 2/3 alter und 1/3 neuer Spant, unten umgekehrt – so erreichen wir eine gute Festigkeit.

Für den Einbau haben wir uns dann folgendes überlegt: Zuerst Kleben und Nieten wir den Bereich der Schäftung, dann fixieren wir den Spant im am unteren Ende und Bohren die restlichen Löcher. Das Vernieten, vor allem die Ausformung der Köpfe innen, war anfangs schon eine ziemliche Herausforderung, aber Robbi wurde von Niet zu Niet besser und als wir nach einer Kaffeepause mit der Steuerbordseite begannen, flutschte alles wie fast von selbst.

Jetzt sind die neuen Teile verbaut und nachdem die Übergänge im Bereich der Schäftung noch beigeschliffen sind, wird die Oberfläche nochmal behandelt, Spanten und Planken werden lackiert.

Eine Baustelle ist also fast abgeschlossen – wenden wir uns den nächsten zu!

Kategorien: Winterarbeit

Ein Kommentar bisher.

  1. Thomas Eisenlohr sagt:

    Moin,
    das habt ihr toll gemacht.
    Solche Arbeiten in der Enge und Tiefe des Rumpfes sind ja alles andere als bequem und mal eben so nebenbei zu machen. Schön, wie sauber ihr schafft.
    Ich bin gespannt, was denn nun als nächstes an der hübschen alten Dame in Stand gesetzt wird.
    Herzliche Grüße aus dem Taunus.
    Thomas


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