Folkeboot Lotte

ein halbes Jahrhundert auf der Ostsee

Ein zu schnelles Saisonende ist nichts für uns und daher versuchen wir seit Jahren immer sehr spät aus dem Wasser zu kommen und vorher nochmal einige Freunde zu besuchen. Da wir in diesem Jahr aber noch nach Japan fliegen, wird unser Saisonende extrem lang: Wir treffen uns mit Bärbel und Helmut am 26./27. September, segeln noch ein letztes Mal am ersten Oktoberwochenende (leeren dann auch schon ein wenig das Boot) und kranen dann am 30.10..

Für den Beginn unseres Saisonendes 2015 zeigte sich der Herbst von seiner schönsten Seite und so konnten wir nach einem ausgiebigen Frühstück in der herrlichen Morgensonne im Cockpit die Segel setzen und Kurs Egernsund nehmen.Leider kommt einem beim Segeln aber irgendwie immer etwas dazwischen, und so hatten wir zwar bestes Wetter, aber bescheidenen Wind. Eher mäßig bis schwach kam er aus westlichen Richtungen und passte sich immer so an die Förde an, dass wir nur sehr schlecht kreuzen konnten – trotzdem war es auf dem Wasser herrlich und auch wenn wir uns in Egernsund mit Bärbel und Helmut verabredet hatten, so bleibt beim Segeln doch der Weg das Ziel.Um 17 Uhr, dem offiziellen Zeitpunkt der Brückenöffnung, waren wir eine halbe Meile vor unserem Ziel und überlegten schon, erstmal zu Fuß die beiden zu besuchen,  als die Brücke dann um 17:10 Uhr unvermittelt öffnete. Mit so einer Punktlandung hätten wir niemals gerechnet, aber wie wir später hörten, ist so eine Verspätung auch eher unüblich. Auch Bärbel und Helmut hatten die Verspätung der Brücke nicht wahrgenommen und so waren sie ganz erstaunt, als LOTTE plötzlich an ihnen vorbei und dann in eine Box fuhr.

Gesamtstrecke: 20.84 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 3.85 knots
Gesamtzeit: 05:35:36
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Zusammen gab es dann erstmal einen Anleger, bevor wir uns auf den Weg nach Flensburg zum Essen machten – dort, im Mäders, trafen wir noch Freunde von Bärbel und Helmut und hatten einen schönen Abend.

Nachdem wir eine Woche zuvor, beim Ankern im Alssund, festgestellt hatten, dass man auf LOTTE zu dieser Jahreszeit am besten gegen 20:30 Uhr in die Koje geht, freuten wir uns über den Abend im Restaurant und hinterher an Bord von Fleur de Sel.

Der Sonntag Morgen war sonnig, kalt und vor allem nass. Obwohl die Sonne immer noch recht viel Kraft hat, kam sie gegen den Tau kaum an und so tropfte es aus Rigg und Segel. So waren wir froh über das schöne Frühstück bei Bärbel und Helmut an Bord – eine gute Gelegenheit, um die Saison mit allen ihren Höhen und Tiefen noch einmal Revue passieren zu lassen. Wir machten LOTTE und uns für die 12 Uhr Brücke bereit, und obwohl es mittlerweile schön warm geworden war, tropfte der Tau noch aus dem Segel und das Cockpit war nass. Der Abschied war herzlich wie immer und dann gingen Bärbel und Helmut wieder an die Arbeit – Fleur de Sel sollte am kommenden Tag gekrant werden. Noch im Hafen setzten wir die Segel, schoben kurz mit dem Motor durch die geöffnete Brücke, und segelten dann mit achterlichen Winden zurück nach Wackerballig. Die Förde war voller Segel und es hatte den Anschein, als ob jeder nochmal auf das Wasser wollte – das Wetter war einfach perfekt. Nach diesem schönen Segelwetter war die Vorfreude auf das Wochendende mit dem 3. Oktober natürlich besonders groß, vor allem, da wir zusammen mit Gunthi und Nino segeln wollten. Leider machte deren Gesundheit schon den ersten Strich durch die Rechnung und die Wetterprognose verhieß auch nicht das beste: Es war schönes Wetter, aber kaum Wind vorhergesagt.

So machten wir uns am Freitag Abend durch dicken Nebel auf den Weg nach Wackerballig und trafen dort noch Werner, den Hafenbesitzer, an. Zusammen tranken wir noch ein Bier und ein paar Whiskys, bevor wir uns dann recht spät in Richtung Boot begaben. Dort gab es dann noch einen kleinen Snack – die Vorräte mussten weg und wir brauchten etwas zusätzliches im Magen außer Alkohol…Der Morgen war zwar anfangs grau, aber wir hatten keinen Nebel und es war warm und trocken! So konnten wir wieder im Cockpit frühstücken und uns dann mit dem leichten Südost auf den Weg nach Norden machen. Zwar liefen wir zeitweise sogar mal 5 Knoten, aber da für den kommenden Tag absolute Flaute vorhergesagt war, planten wir nur einen kleinen Törn – Langballig, Sønderborg oder Høruphav boten sich als Ziel an. Wir entschieden uns für Hørup, einen Hafen, in den wir immer wieder gerne segeln. Schon kurz vor der Einfahrt sahen wir, dass fast keine Boote mehr im Hafen lagen, und so hatten wir freie Platzwahl. Wir legten mit LOTTE an genau dem Platz an, der bis vor genau 20 Jahren ihr Heimatplatz war.Da es noch recht früh war, wollte Robbi die Bilge vor dem Winter noch einmal schrubben und spülen – alles was jetzt mit Wasser gelöst wird, müssen wir im Winter nicht mit Mühe herauskratzen. So teilten wir uns auf, und während Robbi in den Tiefen von LOTTE verschwand, machte ich mich auf den Weg zum Einkaufen – die Möglichkeit der Proviantierung am Tag der Deutschen Einheit hatte schließlich am Ende den Ausschlag bei der Hafenwahl gegeben. So konnten wir eine Stunde später nicht nur bei herrlicher Sonne in einem perfekt geputzten Boot unseren Kaffee trinken, wir hatten sogar noch frischen Kuchen dazu!Leider hatten wir dann nicht mehr so viel Zeit bis zum Abendessen, denn das wollten wir noch im Hellen zubereiten und dann auch genießen – also mussten wir spätestens um 18:30 Uhr mit dem Kochen beginnen. So dicht am Zentralsteg musste natürlich jeder der vielen anderen Gastlieger an uns vorbei, und so verging die Zeit bis zum Abendessen wie im Fluge – es wurde gegrüßt, geschnackt und die Frage nach Kochrezepten auf einem Folkeboot kam genau so häufig wie das Lob für den Allgemeinzustand unserer alten Dame. Das mit dem Essen im Hellen hatten wir noch geschafft, aber nach dem Abwasch war es dann auch schon verdammt dunkel. Als Robbi seine geliebte Petroleumlampe auf den Tisch stellte, kam dann aber wieder eine richtig gemütliche Stimmung auf – vor allem, da es noch recht warm und trocken war.

Leider änderte sich die Stimmung schlagartig, als die Packung Lebkuchen auf den Tisch kam – mit diesem Vorboten weihnachtlicher (und damit häuslicher) Gemütlichkeit wurde die Saison quasi “abgeschaltet”, und so gingen wir gegen 21 Uhr auch schnell in die warme Koje.Am kommenden Morgen war es warm aber neblig. Das Wasser vor dem Hafen lag im Dunst eines Tages, in dem die Sonne es schwar hatte durch die Wolken zu stoßen. Obwohl sie uns ihre Kraft deutlich spüren ließ, blieb sie bis zu unserem Anleger in Wackerballig versteckt.So machten wir nach dem Frühstück LOTTE klar und da absolute Flaute herrschte, verließen wir Høruphav mit dem knatternden Geräusch des Außenborders – ein Moment, der in mir ein Bild von vor genau zwanzig Jahren aufsteigen ließ:

Im Oktober 1995, mein Onkel war schon zu schwach zum Segeln, begann an genau dieser Stelle meine erste Fahrt als Skipper auf LOTTE. Zusammen mit meinem Schulfreund Arne wollte ich das Boot von Høruphav ins Winterlager in Flensburg bringen; wir hatten kaum Sicht, keinen Wind und damals auch noch kein GPS. Erst ab Höhe der Schwiegermutter konnten wir damals Segel setzen und als ich dann am Abend meinem Onkel aufgeregt davon berichtete, war er stolz und glücklich. Jahre später las ich dann in seinem letzten Logbuch: “…und Björns bewährte Hände bringen das Boot sicher nach Flensburg.” Mit diesen Erinnerungen machten wir uns auf den Weg nach Wackerballig und kurz nachdem wir den Leuchturm von Kalkgrund passiert hatten, konnten wir tatsächlich die Segel setzen und den Motor zeitweise stoppen. Kurz vor Wackerballig kam dann ein etwas verlässlicherer Wind auf, und so entschieden wir uns für einen Anleger unter Segeln. Wenn wir schon so lange den Motor hatten ertragen müssen, dann konnten wir doch wenigstens stilvoll in unseren Heimathafen einlaufen.

Danach ging alles gewohnt flott: Die Segel kamen von Bord und wurden gelegt, alle Vorräte und die Ausrüstung, die auf dem Dachboden wohnt, kamen in den Wagen und dann ging es von Bord. LOTTE liegt jetzt noch 3 Wochen in Wackerballig, und wenn wir aus Japan wieder kommen, geht es für sie ins Winterlager – dort wartet wieder viel Arbeit auf uns.Nachdem wir das Auto beladen hatten, brachten wir noch die Segel zum Segelmacher und dann ging es zu meinem Vater nach Heikendorf – ein tolles Essen als Ausklang einer tollen Saison.

 

Kategorien: Törns

Ein Kommentar bisher.

  1. Hans-Georg sagt:

    Ich höre jetzt auf für heute zu lesen, hab schon wieder Pipi in den Augen.


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