Ostern – für viele traditionell der Auftakt zur Saison, Zeit zum Ansegeln mit Freunden oder im Club – für uns, und das gilt sicher für viele Holzbootsbesitzer, ist Ostern immer ein langes Wochenende zum Lackieren und für die letzten Arbeiten am Boot. Dieses Jahr ist aber auch der April komplett anders: Es war an Ostern kälter als an Weihnachten, Schnee und Eis lagen vor der Halle – schaffte die Sonne es draußen auch auf 4 bis 6°C , so hatten wir drinnen gerade mal 1 Grad. Es ist einfach zu kalt! Kleber und Spachtel brauchen ewig und Lacke sind zäh wie Teer, die Grenze der Temperatur die man noch mit Verdünnungen ausgleichen kann ist lange unterschritten. Ein Geheimmittel ist für uns immer das Owatrol Öl, es sorgt nicht nur für einen schönen Verlauf der Lacke und ermöglicht nahezu ansatzloses Streichen, es senkt auch die Verarbeitungstemperatur erheblich – zumindest die ersten Lagen lassen sich so schon kurz über den Gefrierpunkt aufbringen.
Während wir noch drinnen mit den Temperaturen kämpften, kam draußen nach den vielen Tagen mit Schneetreiben und Nebel endlich die Sonne hervor. So kraftlos sie noch war, es war trotzdem ein schönes Gefühl im Gesicht bei unseren kurzen Pausen.
Drinnen gab es viel zu tun, nachdem wir endlich mit allen Schleifarbeiten fertig waren, konnten wir viele Teile vom Boot in der Halle ausbreiten und ohne Angst vor neuem Staub lackieren. Noch sind wir bei einer Verdünnung mit 25% Owatrol, aber trotzdem erreichen wir schon gute Schichtstärken bei einer Überschleifbarkeit nach drei bis vier Tagen.
Auch am Boot selber geht es weiter: Alle bis auf das Holz runter geschliffenen, und bisher nur mit Owatrol grundierten, Stellen der Unterwasserschiffes werden jetzt mit Primer gestrichen. Ziel sind drei Anstriche mit Primer an diesen Stellen und dann einmal das gesamte Unterwasserschiff.
Alle Stücke die wir Spritzen wollen sind mit 400er Papier fertig geschliffen und warten jetzt auf höhere Temperaturen – die 2-Komponenten Lacke brauchen auf jeden Fall an die 10°C, besser wären 15 Grad!
Da wir leider unser altes "Lackierzelt" in einer Nachbarhalle verloren haben, haben wir am Karfreitag kurzerhand den Dachboden freigeräumt und dort eine provisorische Möglichkeit zum Lackieren geschaffen. Unsere Angst vor Staub hatte sich in den letzten Jahren bei allen Kleinteilen als unbegründet erwiesen, die Staubablagerungen nach dem Trocknen ließen sich immer prima auspolieren.
Die Arbeit im Boot geht hingegen sehr gut voran, das Deck ist von unten geölt und die Decksbalken haben auch schon mehrere Lagen Lack – hier profitieren wir von dem kleinen und damit leicht heizbaren Innenraum des Folkebootes.
Die Bilge ist von Schmutz und Rost befreit, lose Lackstellen sind abgekratzt und der Rest ist leicht angeschliffen – nach einer Grundierung mit Leinöl Bleimennige können wir ab nächster Woche die Bilgenfarbe aufbringen. Diese ist zwar nicht nötig, aber da wir auch Vorräte in der Bilge aufbewahren, haben wir doch gerne eine Schutzschicht zwischen unserem Essen (auch wenn es in Plastikdosen ist) und dem Blei…
Vor der Zeitumstellung war es dann auch wieder jeden Abend beim Verlassen der Halle dunkel, aber man merkt die längeren Tage und die Vorfreude auf die Saison steigt.
Da wir aufgrund der vielen Wohnhäuser um unsere Scheune an den Feiertagen nicht viel Lärm (wie zum Beispiel langes Schleifen) machen können, ist Ostern immer für das Lackieren vorgesehen. Normalerweise bringen wir am Karfreitag die vorletzte Schicht Lack auf und Schleifen dann am Samstag für das Finish am Ostersonntag… wieder etwas was nicht funktioniert hat. Wir haben also alles Vorbereitet und auf einen wärmeren Ostermontag gehofft.
Während Robbi dann das Unterwasserschiff gemalt hat…
…auf der einen Seite mit dem aluminiumfarbenen Underwater Primer von Hempel…
… und auf der anderen Seite mit dem Primer von Yachtcare (mit Eisen Anteilen)…
…habe ich mich an das Abkleben des Bootes und das Abhängen der Halle für die geplante Spritzlackierung gemacht. Die perfekte Lackierung von LOTTE dauert pro Seite gerade mal 15 Minuten, die Vorbereitung aber einige Stunden.
Da Robbi unter dem Boot fleißig mit Farben und Verdünnern am Werken war, habe ich auch lieber mal meine Maske raus geholt. Wenn ich mir bewusst mache wie giftig alle diese Farben sind und wie einfach es ist eine Maske auf zusetzen, dann denke ich mit Schrecken an die ersten 10 Jahre mit LOTTE und ohne irgendeinen Schutz…
Am Ostermontag hatten wir dann herrliche sonne aber in der Halle nur 2°C – definitiv zu kalt zum Spritzen und somit haben wir das auf nächstes Wochenende vertagt. Stattdessen haben wir letzte kleinere Nachschleifarbeiten am Deck erledigt und danach das ganze Boot nochmal gesaugt. Es ist doch erstaunlich wie viel Staub in dieser Halle ist.
Während Robbi noch am Deck zu Gange war, habe ich die Tatsache genutzt dass LOTTE bereits abgeklebt war und somit eine Arte Zelt bildete: Ein kleine Heißlüfter genügte und schon hatte ich am Unterwasserschiff angenehme Temperaturen und konnte den Ballastkiel noch einmal spachteln.
Der Vorteil beim Saugen und anderen Arbeiten ohne Lösungsmittel ist, dass man die Masken wieder ablegen kann…
… der Nachteil von ungenutzen Masken ist, dass sie einem immer wieder vor Augen halten was eigendlich für eine Arbeit dran gewesen wäre!
Bevor wir dann für dieses Wochenende Feierabend hatten – und ich mich auf den Weg in mein Wilhelmshavener Exil machte – Besuchte uns noch meine Mutter, mit heißem Tee und einigen Ostereiern im Gepäck wollte auch sie sich mal ein Bild von unseren Arbeiten machen.