Ostern im Wasser? Dieses Ziel haben wir bis jetzt noch nie erreicht… Entweder zogen sich die Winterarbeiten durch ihre pure Menge so in die Länge oder ein erneuter Kälteeinbruch warf uns um einige Wochenenden in unserem Zeitplan zurück. In diesem Jahr traf aber ersteres zu: Die Menge der Arbeiten – vor allem die aufwendige Lackierung der Aufbauten und Laibhölzer – ließen einen Krantermin vor Ostern einfach nicht zu; Ostern wurde ganz traditionell zu einem Arbeitswochenende.
Am Karfreitag begannen wir zuerst damit, die ganzen Abklebungen von unserer letzten Lackiersession zu entfernen. Die Folien, die Hallenwände, Rumpf oder Kajütdach schützten, waren schnell entfernt, ebenso die Zeitungen an Deck – die Klebebänder an den Fugen der Laibhölzer waren da schon ein anderes Kaliber. Um eine gleichmäßige Lackschicht zu bekommen, hatten wir die Abklebungen seit der ersten Grundierung nicht entfernt, wir hatten sie sogar extra mit angestrichen. Somit hatte das Klebeband jetzt die gleiche Anzahl an Beschichtungslagen wie das Holz daneben, und wir mussten jeden Zentimeter einzeln frei schneiden, um beim Abziehen nicht auch unseren Lack mit zu entfernen. Mit Stahllineal und Cutter machten wir uns also an alle Kanten und trotz der geringen Bootslänge kam da schon einiges zusammen. Nach 3 Stunden hatten wir die Backbordseite fertig und waren langsam eingearbeitet – die Steuerbordseite dauerte dann nur noch knapp 2 Stunden. Eine besondere Herausforderung stellte dann die Kante zum weißlackierten Kajütdach dar: Zum einen durften wir nicht zu tief schneiden und damit den Lack beschädigen, zum anderen hatten wir Sorge, dass unter dem Klebeband evtl. etwas von dem weißen Lack hängen bleibt – dieses Problem hatten wir ja bei der obersten Planke und nur das war der Grund für ihre erneute Lackierung. Nachdem wir alle Klebebänder, Zeitungen und Folien entfernt hatten, konnten wir die Halle aufräumen und uns neuen Aufgaben widmen. Der Plan für Karfreitag sah nämlich auch noch vor, die Schadstellen in den Decksfugen neu zu vergießen und die Löcher der alten Fockschiene zu verproppen. An einigen Stellen musste das aber an mehreren Tagen geschehen, da die Löcher der alten Schienen zu dicht an (oder sogar halb in) den Decksfugen saßen. Am Ostersamstag sollte dann Glanz in unsere Hütte kommen – LOTTE sollte poliert werden. Trotz des perfekten Ergebnisses unserer letzten Lackierung, gab es gleich zu Anfang einen ersten Dämpfer: Bei der Politur einer der wenigen Laufnasen im Klarlack (vorne am Kajütaufbau) bildeten sich einige Punkte in der hochglänzenden Fläche, die auch als Erhebung zu fühlen sind. Unsere Sorge ist jetzt, dass dieses Verhalten evtl. auch mit dem Primer zusammenhängt, der jetzt durch die Wärme beim Polieren ausgast. Sollte das der Fall sein, dann können wir auf den ersten heißen Sommer-Sonnen-Tag ja mal gespannt sein… Obwohl das Polieren an sich ja schon ein Schleifen beinhaltet, ist die erste Arbeit vor dem Polieren: Schleifen! Mit 1500er Papier auf diversen kleinen und großen Schleifern ging es um das Boot und Sebastian kam mit der Poliermaschine hinterher. Da wir zu vorsichtig – und damit auch viel zu langsam – waren, musste Sebastian aber immer wieder selber schleifen und so bekam LOTTE ihr Peeling an allen Seiten zugleich.Der Blick auf das bereits polierte entschädigte uns aber von der vielen Arbeit und ließ uns auch für den Moment die Sorge vor dem Sommer vergessen – obwohl wir nur eine “Schnellpolitur” gemacht haben, die Spiegelung kann sich sehen lassen! Nach den Aufbauten kamen dann noch die Steckschotten und unser Cockpittisch an die Reihe – dann war es aber auch schon wieder recht spät geworden… Obwohl wir in diesem Jahr voll im Plan geblieben waren (Spritzen und Polieren an jeweils nur einem Tag und ohne Nachtschicht) schlossen sich die Hallentore doch erst wieder gegen 21:30Uhr hinter uns – und trotzdem gab es für Robbi noch Gegrilltes und vor allem Waffeln beim Osterfeuer in Brackel!
Ostersonntag gehörte dann der Familie und obwohl es noch genug Arbeit an LOTTE gab, war ein Tag Pause doch auch mal ganz schön!
So ganz ohne Arbeiten am (oder besser: fürs) Boot ging es dann aber doch nicht: Während des Film-Abends, den Bauch voll gutem Lammbraten, nähte Robbi unseren neuen Flögel. So konnten wir frisch gestärkt am Ostermontag wieder ans Werk gehen – aufräumen, saubermachen, umräumen, Dreck machen – das ganze Programm. Als erstes versuchten wir den vielen Staub/Schlamm von der Politur zu entfernen. Dann haben wir die Löcher für die neuen Fockschienen ausgemessen und gebohrt. Irgendwie tat es schon weh, so durch das Deck zu bohren, aber es musste ja sein. Nach dieser nervenaufreibenden Arbeit ging es dann wieder mit gewohnter Routine weiter. Nachdem wir das Boot oben poliert und gesäubert hatten, konnten wir auch den Rest auf Hochglanz bringen; mit einer Teflon-Beschichtung sollte unsere alte Dame jetzt für die kommenden Monate gut geschützt sein. Nach dieser relativ einfachen Arbeit suchten wir uns wieder etwas komplizierteres: Der LOTTE Schriftzug sollte auf die frisch lackierte und polierte Fläche. Auf beiden Seiten gleich ausgerichtet, ohne Falten oder Blasen und auf jeden Fall passend zum Riss des Bootes. Zur moralischen Unterstützung kam meine Mutter mit Kaffee und Tee, sie konnte auch gleich ein paar Bilder machen. Nach einer kleinen Pause (und Stärkung) konnten wir dann die zweite Seite kleben. Das ganze musste jetzt etwas schneller gehen, denn wir hatten meiner Mutter unsere Arbeitsklamotten bereits mitgegeben… Nach diesen Arbeiten können wir sagen: LOTTE ist endlich wieder LOTTE! Jetzt sind die großen Arbeiten am Boot beinahe abgeschlossen. Was noch fehlt sind die vielen, zeitraubenden kleinen Arbeiten – vor allem das anbringen der vielen Beschläge wird uns noch einige Stunden kosten.
Ansonsten sind wir auf den besten Weg Lotte pünktlich zu unserem Krantermin am 19. April fertig zu bekommen – jetzt fehlt uns nur noch das Zugfahrzeug…
So very beautiful. I will need to hitch a ride one day. 🙂