Das Wochenende mit dem 1. Mai liegt kaum hinter uns, da ist auch schon Himmelfahrt – der Plan: 4 Tage entspannt segeln.
Am Mittwoch fahren wir bereits am Mittag an die See, so entgehen wir den endlosen Staus auf der A7 und können noch in Gelting einkaufen. Langsam trudeln immer mehr Besatzungen ein und am Abend fühlt man sich in Wackerballig wie in einem der beliebten dänischen Zielhäfen.
Wir essen im Wackerpulco, schnacken mit Ike&Karin, trinken einen Whiskey mit Werner und wollen dann an Bord; doch an Atom kommen wir nicht vorbei. Im Cockpit der kleinen alten Bavaria sitzt Benno und winkt uns fröhlich zu. Mit einem Kumpel will er eine Vatertagstour machen und beide glühen schon mal ein wenig vor. Also biegen wir ab und klettern für die nächste Zeit auf Atom.
Für Himmelfahrt war die ganzen vergangenen Tage ein Frontdurchzug angekündigt, Starkwind und Regen sollten den Sommer unterbrechen. Als wir auf Lycka beim Frühstück sitzen, ist von der Prognose aber nichts mehr zu lesen – DWD, DMI und YR sagen lediglich ein paar Schauer für den Abend voraus.
So setzen wir Segel und es geht erst mal Richtung Kalkgrund, Robbi möchte gerne in die Südsee. Als wir ein paar Meilen hinter uns haben, nimmt der Wind aber zu und daher setzen wir einen neuen Kurs: Sønderborg. Kaum haben wir auf diesem Kurs allerdings ein paar Kabel hinter uns gebracht, da meldet sich NINA, die Warn-App vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Warnung vor schweren Unwettern in Gelting und Umgebung. Wir überlegen noch, wie wir mit dieser Meldung umgehen, da wird es hinter uns pechschwarz und nach kurzer Zeit ist der Campingplatz von Steinberghaff nicht mehr zu sehen. Als über Gelting der erste Blitz zuckt, bergen wir das Groß und laufen mit Motorhilfe in der sich ausbreitenden Flaute Kurs Kalkgrund.
Während in der Bucht die Welt unter zu gehen scheint, überqueren wir die Untiefe zwischen Leuchtturm und Birk. Auf der anderen Seite treffen wir auf ein Feld von Traditionsseglern auf dem Weg von Kappeln nach Flensburg zur Rumregatta – was für ein Anblick, als diese tollen Schiffe aus der Sonne in das schwarze Nichts segeln.
Wir bleiben von Gewittern und starken Böen verschont, dafür haben wir ordentlichen Starkregen bei wenig Wind. Mit Motor quälen wir uns bis Gammel Pøl und endlich kommt wieder eine kleine Brise zum Segeln. Während über der Förde und auch über Ærø immer wieder die Gewitter wüten, laufen wir nass und frierend nach Mommark.
Dort, in dem niedlichen Hafen an der Ostküste von Als, steppt der Bär und wir finden nur mit Mühe einen Platz, leider an der Ostseite und so haben wir den Wind im Cockpit, einen weiten Weg zur Toilette und den Schwell vom Kleinen Belt.
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4.92 knots
Gesamtzeit: 03:44:25
Kaum liegen wir fest, da kommt auch schon Aki zu Besuch, er war in der Gegend und so hatten wir uns kurzerhand verabredet. Mit ein paar Bierchen im Gepäck schafft er es uns aufzumuntern, auch wenn es für drei Mann in der Kajüte doch recht eng ist. Aber während draußen der Regen auf das Deck prasselt, freuen wir uns über das Wiedersehen.
Leider nehmen die Mannschaften der vielen Boote auf der anderen Hafenseite auch das Clubhaus in Beschlag, und so können wir dort weder in Ruhe sitzen noch etwas kochen. Daher gehen wir abends in das kleine Restaurant und lassen unsere Einkäufe in der immer wärmer werdenden Bilge.
Am nächsten Morgen ist der Sommer wieder da und als wir aus der Koje kriechen, begrüßen uns die Sonne und ein strahlend blauer Himmel. Beim gemeinsamen Frühstück wird ausgelassen gequatscht, unsere neue Kaffeemühle kommt einige Male zum Einsatz und fast verpassen wir die Zeit zum Starten. Daher kommt der Abschied dann recht schnell, wir setzen Segel und dann Kurs Dänische Südsee – leider aber etwas spät… So kommen wir noch ganz gut über den Belt, aber nördlich Ærø ist dann Schluss: bei 0,3kn starten wir den Motor.
Eigentlich wollen wir ja nach Svendborg, um uns dort mit Lars und Martin zu treffen, bei dem Wind hat das aber keinen Zweck. So setzen wir Kurs Søby und informieren Atom – Benno wollte ja auch nach Ærø.
Durchschnittsgeschwindigkeit: 3.12 knots
Gesamtzeit: 03:22:53
Im Hafen ist erstaunlicherweise sehr wenig los und so haben wir eine Boxengasse quasi für uns alleine. Ein Stunde später kommt dann auch Atom und nach ein paar lustigen Späßen mit dem Hafenmeister (dem lebendigen, echten, aus Fleisch und Blut, der Späße und auch Fehler macht, der lacht und quasi immer gut drauf ist) beginnen wir dann unseren ungeplanten und daher phantastischen Grillabend. Es ist wie früher: Aus zwei gleichgroßen Booten wird eine Art großes Cockpit – die einen kochen, die anderen grillen und am Ende wandert alles zwischen den Booten hin und her. Wie sehr haben wir das in den letzten Jahren vermisst!
Während wir irgendwann nach Mitternacht aufgeben, geht auf Atom die Party noch lange weiter – ein Wunder, dass die beiden am Samstag morgen schon vor uns auf den Beinen sind.
Das pralle Leben herrscht auf Atom aber noch nicht so wirklich, und so werden dort erstmal die Aspirin mit starkem Kaffee gefrühstückt, während bei uns schon der Speck in der Pfanne brutzelt.
In Søby trennen sich dann auch die Kurse wieder, LOTTE will weiter in die Südsee und Atom zieht es nach Lyø. So setzen wir noch im Hafen die Segel und dann geht es bei schwachem Ostwind Richtung Drejø. Wir wollen uns mit Martin und Lars in Marstal treffen und so geht es hart am Wind durch das Enge Fahrwasser Richtung Langeland.
Die letzten Meilen kürzen wir über die Flachs ab und dann liegt Marstal vor uns – die alte Seefahrerstadt ist immer ein toller Anblick. Als wir näher kommen, stellen wir aber fest, was uns schon aus der Ferne so fremd vorkam: Es fehlen das Dock und die Kräne. Die weithin sichtbaren Zeichen haben das Bild der Stadt über Jahrzehnte geprägt, aber die Werft soll insolvent sein und so wurden sie nach Svendborg geschleppt.
Durchschnittsgeschwindigkeit: 3.35 knots
Gesamtzeit: 05:00:13
Wir suchen uns einen Platz ganz am Anfang des Hafens. Hier haben wir noch nie gelegen, aber hier liegen Martin und Lars und daher geht auch LOTTE dort in eine Box.
Nach einem kleinen Anleger überredet Robbi die beiden zum Baden und so hüpfen alle drei in die eisigen Fluten des Hafenbeckens. (Was bin ich froh, dass einer das Ganze filmen muss, denn bei 15,5°C bekommen mich keine 10 Pferde in die Ostsee.)
Abends sitzen wir dann noch ewig mit den beiden im Cockpit der riesigen Malö – große Boote haben eben auch ein paar Vorteile.
Sonntag Morgen ist es neblig, feucht und ungemütlich. Da wir einen weiten Weg vor uns haben, von Marstal nach Wackerballig sind es 30nm, stehen wir früh auf und nehmen dankbar das Angebot zum gemeinsamen Frühstück an – in LOTTEs Cockpit ist alles noch nass.
Mit dem Ende des Frühstücks klart es auf und so können wir die Segel schon bei leichter Sonne im Hafen setzen. Mit rauschender Fahrt geht es durch die Rinne und dann Richtung der Südspitze von Ærø – dann verschwindet der Wind fast komplett und hinterlässt eine eklige Welle. Wir eiern mit 2kn Kurs West und Oskar hat alle Mühe beim Steuern. So geht es fast eine Stunde, bis endlich wieder etwas Wind kommt und unsere Reisezeit prompt um 4h verkürzt!
Wieder nehmen wir die Abkürzung über den Kalkgrund und auf dem letzten Stück nach Wackerballig beginnt LOTTE zu rennen. Keine Welle und halber Wind – da kommen wir konstant über 6kn und so erreichen wir glücklich und zufrieden unseren Heimathafen.
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4.40 knots
Gesamtzeit: 06:45:59
Nachdem LOTTE sauber und ausgeräumt ist, gehen wir ins Wackerpulco und genießen noch einen traumhaften Sonnenuntergang, bevor wir ins Auto steigen und den langen Weg nach Hamburg antreten. Auch wenn die Autobahn frei ist, so war es ein langer Tag und wir fallen hundemüde aber sehr glücklich gegen Mitternacht in unser Bett.