Zu Beginn der 90er gab es auf LOTTE mal einen Pinnenpiloten. Es war ein eigenwilliges Exemplar, das meinen Onkel zweimal durch unvermitteltes Halsen fast von Bord geworfen hatte, und so verschwand er schnell im Keller und ward nicht mehr gesehen.
Im Laufe der Jahre verschwanden dann auch fast alle Spuren, die Steckdose im Cockpit oder der Beschlag auf Deck, so dass nur noch der kleine Niro-Pin auf der Oberseite der Pinne von dem einstigen Ausrüstungsteil zeugte.
Als Bärbel und Helmut ihr Folkeboot in andere Hände gaben, war plötzlich ein Pinnenpilot über; so wanderte er aus deren in unseren Keller. Nach den schrecklichen Berichten von meinem Onkel wollte ich so ein unberechenbares Ungetüm garnicht an Bord haben, zumal Robbi ein ausgezeichneter (und vor allem ausdauernder) Steuermann ist.
Trotzdem kam im letzten Sommer das Thema ein paar Mal hoch, vor allem wenn unsere Tagestörns mal wieder länger als 12 Stunden dauerten. Der Plan war das Gerät von Bärbel und Helmut einmal versuchsweise zu installieren und dann in Ruhe zu testen. Leider war im Winter keine Zeit und so nahmen wir uns das ganze für das Frühjahr vor.
Bedauerlicherweise endete der Versuch mit dem Gerät bereits am heimischen Küchentisch, denn nach dem Anschluss an ein 12V-Netzgerät gab es nur einen dauerhaften Warnton. Wir dachten schon, dass es sich mit dem Plan erledigt hätte, aber unvermittelt kamen dann aber Ike und Karin: auch sie hatten ein nicht mehr genutztes Gerät von ihrem alten Boot im Keller – ein Grund für einen weiteren Anlauf.
Eine kurze Verbindung mit dem Bordnetz zeugte von seiner Lauffähigkeit, und so wurde mal wieder gebastelt: Die Versorgungsspannung wollten wir aus der Steckdose unserer Achterlaterne nehmen, und die Aufnahme sollte aufsteckbar an unserer Klampe sein – keine neuen Löcher in unser schönes Deck!
Von Werner bekam ich ein Stück Eiche und so entstand recht flott eine formschöne (und vor allem sehr stabile) Aufnahme für die ersten Tests.
Den HAT (Harbour Acceptance Test) meisterte Oskar, so hatten Ike und Karin das Gerät vor Jahren getauft, mit Bravour. Damit konnten wir gegen Mittag, bei bestem Wetter, zum SAT (Sea Acceptance Test) starten.
Vor dem Hafen fuhren wir einige Kreise zur Kallibrierung des Kreisels und dann ging es einfach auf irgendeinem Kurs aus der Bucht – Oskar übernahm das Steuer:
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4.04 knots
Gesamtzeit: 02:18:38
Obwohl Oskar auch schon älteren Semesters ist, machte er seine Sache sehr gut – die Ruderbewegungen waren selten und minimal, der Stromverbrauch absolut vertretbar. Mit einem guten Gefühl ging es nach dem ersten Sea Trial zurück nach Wackerballig.
Am Abend nutzen wir die Windstille und das perfekte Wetter zum gemeinsamen Grillen auf der Nordmole – wir haben eben den schönsten Heimathafen!
Sonntag begann für uns recht früh, mit einem perfekten Sonnenaufgang über Wackerballig. Danach legten wir uns wieder hin und dösten noch bis es Frühstück auf Lycka gab.
Dann ging es wieder auf See. Unser Ziel war einmal den Leuchtturm von Kalkgrund zu umrunden und (außer bei den Manövern und der Passage über das Flach) die komplette Steuerung Oskar zu überlassen:
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4.46 knots
Gesamtzeit: 02:48:02
Wieder waren wir sehr zufrieden, zumal wir auf den letzten 2 Meilen vor dem Hafen auch einen Anlieger mit etwas böigem Wind hatten – so kann das gerne weiter gehen!
Bis zum kommenden Wochenende werden wir unsere provisorische Aufnahme noch etwas aufhübschen und dann bekommt Oskar weitere Chancen sich zu bewähren – wenn er uns auf den langen Passagen verlässlich unterstützt, dann heißen wir ihn als neues Crewmitglied herzlich willkommen!
Moin Björn,
das ist ja wirklich nett, denn es gibt da eine Parallele zu eurem “OSKAR” ich hatte mir vor einigen Jahren auch eine Pinnensteuerung zugelegt, die ich als Einhandsegler sehr schätzen gelernt habe. Dieses Gerät hat bei mir natürlich auch einen Namen bekommen, ich habe sie nach deinem Vater “OLAF” genannt, weil sie das Ruder genauso gut und souverän steuert wie dein Vater das mit dem TLZ gemacht hat.
Ich wünsche euch weiterhin allzeit gute Fahrt.
Beste Grüße.
Ralf
Hi!
Ich hoffe Ihr werdet Spaß haben! Wir sind zwar nur Folkebootbewunderer, aber dennoch:
Bewahrt den alten Pinnenpiloten auf – man kann durchaus noch Teile hin und her basteln, ich glaube, das letzte Mal geschah das bei uns auf der Passage über den Indischen Ozean. Wenn der Oskar auf Anschlag geht – ein unangenehmes ratschendes Geräusch! -, nutzen sich die Zähnchen am Treibriemen ab. Oder der kleine Motor möchte mal gewechselt werden…
Was ein “Oskar” (bei uns PiPi genannt) auf einer fetten HR 42 steuert? Na, den Windpiloten, wenn’s mal schwächer wird oder unter Motor dahingeht. Und das nicht zu knapp.
Gruß aus den Antillen – ehrt Euren Oskar!
Andrea