In diesem Jahr, in dem die Feiertage alle eher arbeitgeberfreundlich liegen, wollten wir das verlängerte Wochenende mit dem 3. Oktober nochmal für einen Abstecher in die Dänische Südsee nutzen.
Um dem Stau am Freitag zu entkommen, und um vielleicht noch einen weiteren Segeltag genießen zu können, fuhren wir bereits am Donnerstag Abend nach Wackerballig – LOTTE empfing uns aber im leichten Nieselregen, und in einem Hafen mit kaum noch Wasser. Leider besserte sich die Lage auch am Freitag nicht sonderlich, so dass wir kurzerhand mit dem Auto einen Abstecher nach Flensburg machten. Dort konnten wir etwas Bummeln, Shoppen und uns abends mit Volker und Henning zum Essen treffen.
Am Samstag sah die Welt dann ganz anders aus: Geweckt durch die schönste Morgensonne konnten wir erstmal in Ruhe im Cockpit Frühstücken, bevor wir uns an die Tagesplanung machten. Wie fast jeden Morgen, so trafen wir auch an diesem Tag Karin und Ike im Hafen. Die beiden liegen seit dem letzten Jahr mit ihrer Compromis 888 “Lycka” in Wackerballig und sind, genau wie wir, nahezu jedes Wochenende an Bord. Schnell stellten wir fest, dass wir im groben in die selbe Richtung wollten, und so verabredeten wir gemeinsam Kurs auf Mommark oder Lyø zu nehmen, je nach der Witterungslage auf dem Kleinen Belt.
Ein kräftiger Südost brachte uns schnell aus der Bucht, und hinter dem Leuchtturm von Kalkgrund entstanden dann die ersten Bilder von Lycka. Ike und Karin geht es wie so vielen: Man hat so gut wie nie Bilder vom eigenen Boot, schon gar nicht auf See… Aber diesen Umstand konnten wir ja nun gut ändern.
Auf der Höhe von Mommark verabredeten wir über Funk, dass wir doch lieber nach Lyø wollten und so segelten wir an einem phantastischen Herbsttag in die Dänische Südsee. Durch den achterlichen Wind hatten wir zwar ab und an ein elendes Geschaukel zu ertragen, aber es war im Cockpit schön warm und wir genossen die rauschende Fahrt über den Kleinen Belt.
Kurz vor unserem Ziel, der Wind war gerade am Einschlafen, konnten wir noch ein herrliches Abendlicht erleben, bevor die Sonne dann hinter Lyø verschwand.
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4.47 knots
Gesamtzeit: 06:15:25
Der Abend war ganz mild und daher wollten wir einfach alles zusammen schmeißen und an Land Grillen – ein Plan, den anscheinend viele hatten. Trotz der Dunkelheit waren alle Bänke gut belegt und es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Nach dem Essen, es war mittlerweile schon kurz vor 23 Uhr, wurde es dann aber merklich kälter und ein unangenehmer Nieselregen setze ein – ein guter Moment, um in die warme und trockene Koje zu verschwinden.
Am Sonntag morgen klopfte nicht nur der Hafenmeister bei uns an, es klopfte auch immer wieder der Regen auf das Kajütdach. In den kurzen Regenpausen ging es zur Toilette und Robbi ging sogar zum Købmand, wobei er auf dem Rückweg aber komplett nass wurde. Wir müssen auf dem kleinen Boot wohl recht mitleidserregend ausgesehen haben, denn wir wurden auf Lycka zum Frühstück eingeladen. So brachten wir alle Leckereien nach drüben und Robbi bekam sogar eine riesige Portion Rührei.
Der Regen dauerte, ganz wie vom Norweger prognostiziert, bis gegen 11 Uhr und so kamen wir erst am Mittag aus dem Hafen. Unser Ziel war Dyvig, aber wir wussten schon beim Auslaufen, dass es bei dem Wind und der Strecke sehr knapp mit dem Tageslicht werden würde.
Wir verließen unter Segeln den Hafen und machten eine Stunde gut West, bevor der Wind immer weniger wurde und schließlich auch immer wieder einschlief. Während Lycka irgendwann schon mit Motor von hinten aufkam, überholte uns meine Traumyacht “Ana von Flensburg” noch mit beachtlicher Fahrt, ein Umstand der mich bei dem Schwachwind und einem Gaffelsegler mit Am-Wind-Kurs doch sehr wunderte.
Mit Segeln schafften wir es etwa bis Trane Sand, dann mussten auch wir den Motor starten und es ging über die spiegelglatte See in einen herrlichen Sonnenuntergang. Durch die weite Wasserfläche des Aabenraa Fjordes hatten wir ein phantastisches Lichtspiel und die Anzahl der Photos stieg und stieg.
Mit dem letzten Licht erreichten wir die Enge vor der Dyvig, und da die beiden noch nie in Mjelsvig waren, änderten wir kurzerhand unser Ziel. Im Licht der blauen Stunde konnte man die Betonnung noch gut erkennen, und so lagen wir mit dem Einsetzen der echten Dunkelheit fest in einem unserer liebsten Häfen.
Durchschnittsgeschwindigkeit: 3.84 knots
Gesamtzeit: 07:06:09
Da es mittlerweile recht feucht und kühl war, wollten wir an diesem Abend nicht Grillen und nutzen daher das gut ausgestattete Haus am Hafen zum gemeinsamen Kochen. Wieder schmissen wir alle Zutaten, die noch auf den Booten zu finden, waren zusammen, und Ike zauberte ein leckeren Essen.
In der Nacht zum 3. Oktober hatte der Wind ordentlich zugelegt und dabei auf Nord-Nordost gedreht. Dichte Wolken hingen am Himmel und es war auch merklich kühler geworden – irgendwie ganz wie auf unserem Sommertörn, nur passte es dieses Mal zur Jahreszeit. Nur unter Fock verließen wir mit knapp 6kn die Dyvig und konnten auch gut den Kurs Richtung Alssund halten – danach ging es ja eh nur südwärts.
Hatten wir schon am ganzen Wochenende kaum noch dänische Segler gesehen, so gehörte das Wasser jetzt komplett den Deutschen, denn der 3. Oktober ist in Dänemark ja kein Feiertag. Kurz vor der Brücke in Sønderborg kamen dann Ana von Flensburg und auch Lycka von achtern auf und wir konnten die Passage gemeinsam befahren.
Auf dem Stück über die Bucht und nach Wackerballig, konnte Lycka dann ihre größere Segelfläche voll ausnutzen: Obwohl wir unter Fock konstant über 5kn liefen, kratzte Lycka mit gereffter Genua immer an den 7kn und war gut vor uns in ihrer Box.
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4.20 knots
Gesamtzeit: 05:58:25
Bei einem gemeinsamen Essen im Wackerpulco beschlossen wir dann dieses wunderschöne und extrem vielfältige Wochenende. Wir waren uns alle einig, dass Segeln im Herbst einen ganz besonderen Reiz ausübt, aber darüber habe ich ja schon einige Artikel in diesem Blog geschrieben.
Während LOTTE und Lycka im Hafen schaukelten, das Wasser stand mittlerweile 1,4m höher als am vergangenen Donnerstag, verließen wir Wackerballig in der Hoffnung, dass wir so einen schönen gemeinsamen Törn noch einmal haben werden.
Hallo Ihr Zwei,
ein wirklich schöner Bericht über unseren gemeinsamen Törn. Unglaublich, wie abwechslungsreich doch drei Tage sein können. Auch wir freuen und schon auf den nächsten Ausflug mit der LOTTE.
Schöne Grüße
Karin und Ike