Folkeboot Lotte

ein halbes Jahrhundert auf der Ostsee

22
Sep
2011

Segeln im Herbst

Seit Sonntag (18. September) sind wir jetzt auf dem Boot und machen unseren Herbsttörn. Segeln im Herbst ist vom Prinzip her ja eigentlich nicht anders als im Sommer, aber das Drumherum ist eben etwas schwieriger. Morgens wird es zwar noch früh hell, aber alles an Bord ist nass und die Sonne (so sie denn mal scheint) braucht sehr viel länger, um den Tau weg zu trocknen. Am Abend ist die Jahreszeit noch deutlicher, um 20 Uhr ist es dunkel und die Feuchtigkeit versucht wieder ins Boot zu dringen.

Die Zeit dazwischen ist also kostbar – und so versuchen wir die warmen und trockenen Stunden gut zu nutzen. Der Herbst bringt aber auch eine andere Seite mit sich: Das Wetter ändert sich schneller, es ist weniger vorhersagbar und so fühlt sich Regen nässer an, als er ohnehin schon ist.

Dieses Jahr macht sich auch die niedrige Temperatur unangenehmer bemerkbar als in den vergangenen Jahren, denn durch den verregneten und windigen Sommer ist die Ostsee 3-5°C kälter als normalerweise zu dieser Jahreszeit.

Als wir am Montag in Wackerballig ablegten, genossen wir den warmen SW und die Sonne, es versprach ein schöner Törn zu werden. Da der SW die Tage bleiben und stärker werden sollte, entschieden wir uns gegen die Dänische Südsee und für die Schlei. Doch schon vor Falshöft begannen wir diese Entscheidung zu bereuen: Hart am Wind, gegen sehr steile See, viel es uns schwer den Kurs zu halten. Der Wind nahm immer weiter zu und bei 6-7Bft. misslang der Anleger in Schleimünde und wir gingen weiter bis Maasholm. (Wo wir im Yachthafen mit 13 Euro Hafengeld für ein Folkeboot fast schon dänische Verhältnisse hatten.) Mit dem Anleger begann dann auch der Regen, der uns seitdem mit kurzen Pausen bis heute begleitet.

Gesamtstrecke: 20.07 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 0.00 knots
Download file: Herbst2011.gpx

In Maasholm zeigte sich dann auch eine weitere Seite der Nachsaison: Die Stadt war fast ausgestorben, die Hälfte der Restaurants geschlossen und die Toiletten im Hafen nicht mehr richtig gereinigt…

Von hier aus sollte unser Törn weiter nach Schleswig gehen, doch schwere Schauerböen und ein Starkwind genau von vorn ließen uns den WSG Arnis anlaufen. Hier, in der kleinsten Stadt Deutschlands, war das Saisonende noch ganz anders zu erleben: Trotz Wind und Regen wurde auf vielen Schiffen Entladen, Abgeriggt, Gereinigt oder es wurde sogar schon Gekrant.

Als am Mittwoch der morgenliche Regen vorbei war, setzen wir im Schutz der hohen Bäume Segel und bekamen noch vor der Fähre voll einen auf die Mütze. Als dann, 2 Meilen vor Lindaunis, Hafen und Brücke in einer Regenwand verschwanden, änderten wir unseren Plan nach Schleswig zu segeln und liefen den Hafen von Lindaunis an.

In dem idyllischen kleinen Hafen haben wir mit 7 Euro nicht nur die geringste Hafengebühr gezahlt, es ist sogar ein WLAN vorhanden und die sauberen Duschen sind inclusive. Am Abend bekamen wir erst Besuch von Micha, dessen Gulnare in diesem Hafen liegt, und dann besuchte uns Bastian Hauck, der mit seinem Folkeboot Tadorna schon große Reisen unternommen hat und jetzt in Schleswig eine Werft für Folkeboote eröffnet. wir hatten einen sehr schönen Abend mit interessanten Diskussionen, die wir hoffentlich eines Tages vertiefen.

Der heutige Morgen begann mit Dauerregen und Sturmböen, so dass wir erstmal in den Kojen blieben. Nachdem es sich abgeregnet hatte, wurde daraus aber der bisher schönste Tag der Woche und wir konnten, nur unter Fock, mit über 6kn die Schlei runter rauschen.

Nach sonniger Rauschefahrt und schweren Schauerböen liegen wir jetzt – fast allein – im Hafen von Schleimünde. Hier gibt es schon keinen Hafenmeister mehr und auch in der Giftbude gab es nur noch ein Gericht “zur Auswahl”. (Trotzdem ist der Besuch wie immer ein Muss – vor allem, da die Giftbude 2014 abgerissen werden soll…)

Bis jetzt hatten wir aber trotzdem einen sehr schönen Törn, unser kleiner Lüfter hält uns warm und vor allem trocken und da wir in jedem Hafen bisher ein WLAN hatten, machte uns die frühe Dunkelheit auch nichts aus. Morgen werden wir dann wohl in Richtung Heimat segeln, aber es sind immer noch 5-6Bft. angesagt – zum Glück haben wir noch bis Samstag Zeit.

Kategorien: Törns

Ein Kommentar bisher.

  1. Ralf sagt:

    Ahoi Björn und Crew,
    ich kann euch die Nässe gut nachfühlen obwohl ich die Schlei so kabbelig auch noch nicht erlebt habe wie auf einem eurer Fotos.
    Wie mögen sich wohl die alten Wikinger gefühlt haben? Nunja sicher waren sie daran gewöhnt.
    Ich wünsche euch noch gute und vor allem sonnige Tage und immer eine handbreit Wasser unterm Kiel
    Ralf


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