Folkeboot Lotte

ein halbes Jahrhundert auf der Ostsee

23
Apr
2019

Sommerliches Ostern

Was für ein Unterschied zum vergangenen Wochenende – Kranen bei Schneeregen und 2 Grad, Ansegeln bei sommerlichen Temperaturen und knaller Sonne. Mit dieser Wetterprognose machen wir uns am frühen Gründonnerstag-Nachmittag, noch vor den großen Staus, auf den Weg nach Wackerballig und schaffen es sogar noch in Gelting einzukaufen. Im Hafen wird LOTTE dann beladen und jetzt kommen auch endlich die Segel dran – fertig für den echten Saisonstart!

Der Karfreitag beginnt noch recht frisch, aber nach dem gemeinsamen Frühstück an Bord von Lycka kann uns nichts mehr im Hafen halten. Bei einem leichten Wind aus östlichen Richtungen setzen wir Kurs Nord und schnell erreichen wir die Brücke in Sønderborg. Es wird fast eine Punktlandung und so drehen wir lediglich 5 Minuten ein paar Runden, bevor es in einem kleinen Pulk von Booten weiter nach Norden geht.

Es ist wirklich noch nicht viel los auf dem Wasser, und die wenigen Segler scheinen auch wirklich segeln zu wollen; auf dem kurzen Stück zwischen den Brücken sind zwar noch einige unter Motor unterwegs, dann aber gleiten alle mit achterlichen Winden den Alssund nach Norden. Es sind tatsächlich noch nicht viele unterwegs, eine Stunde später kommen nichtmal neue Booten von Süden hinterher – ob die Brücke überhaupt öffnen musste?

Auf dem Alsfjord wird es dann gemütlich: Der achterliche Wind sorgt auch bei uns für wenig Wind im Cockpit und die Sonne wärmt einen richtig durch. Während wir die ersten Meilen noch in unserem (mittlerweile sehr lang gezogenem) Brückenpulk segeln, wird es nach der Einfahrt zur Dyvig leer – nur noch Lycka und LOTTE laufen weiter nach Norden, unser Ziel ist Barsø.

Kurz vor der lieblichen Insel verlässt uns leider der Wind und so müssen wir, nachdem wir uns eine Zeit an dem Schweinswal zwischen unseren Booten erfreut haben, die letzten beiden Meilen per Motor zurück legen.

Barsø ist immer einen Besuch wert, aber gerade bei Ostwind lädt die kleine Bucht im Westen zum Ankern, oder zu einem Besuch in dem winzigen Hafen ein. An dem Anleger, der gerade mal etwa 10 Gastplätze bietet, ist noch absolute Winterruhe: LOTTE und Lycka sind die einzigen Boote.

Gesamtstrecke: 25.97 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4.48 knots
Gesamtzeit: 06:12:23
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Wir klaren nur ein wenig auf, denn wir wollen gerne noch in der Abendsonne am Strand grillen; denn sobald die Sonne sinkt, wird es wieder empfindlich kalt. Ein Tisch ist schnell gefunden, der Salat genauso flott gemacht, und schon glüht die Kohle. Mit Chorizo, Tomahawk Steak und Lamm lassen wir den phantastischen Segeltag ausklingen und genießen den Anblick unserer Boote im Licht der untergehenden Sonne.

Ostersamstag beginnt mit prächtigem Sonnenschein und bleiernder Flaute. Die wunderschönen Spiegelungen der Boote im Wasser lassen erahnen, was wir auch draußen vorfinden: spiegelglatte See. Trotz eines langen und sehr ausgiebigen Frühstücks kommt kein Wind ; so verlassen wir unter Motor den kleinen Hafen und setzen Kurs Mjelsvig.

Eigentlich wäre ich lieber östlich um Als herum gesegelt, schön viel Wasser zwischen mich und den nächsten blühenden Baum, aber bei dieser Flaute ist nicht an Fynshav oder gar Mommark zu denken. Also Kurs Mjelsvig, wo abends auch Saphir noch anlegen will.

Gesamtstrecke: 8.88 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 3.95 knots
Gesamtzeit: 02:20:09
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Die Überfahrt dauert etwas länger als gewohnt, denn unsere Spritvorräte reichen gerade für die 8nm – da können wir nicht noch Gas geben. Mjelsvig erwacht gerade aus seinem Winterschlaf, einige Boote sind schon im Wasser, andere stehen noch an Land. So gehören wir wieder zu den wenigen Leuten im Hafen, aber glücklicherwiese haben wir ein paar Nachbarn, die sogar noch nach Nordborg fahren – danke für das Auffüllen unserer Benzinvorräte!

Den Nachmittag über verbringen wir im Schatten und backen gemeinsam auf Lycka Kuchen. Da die Teigmenge für einen Omnia zu viel ist, füllen wir eben beide Öfen – beim Segeln muss man improvisieren können. Als die Sonne etwas niedriger steht, flicken wir auf Lycka noch das Kabel für die Funkantenne, damit sollten beide Boote jetzt endgültig fit für die Saison sein.

Am frühen Abend hat Saphir ihren Auftritt: Ganz langsam gleitet sie durch die stille, spiegelnde Wasserfläche und zeigt uns ihre wunderschöne Form.

Gemeinsam grillen wir dann auf der schönen Terrasse über dem Hafen, bevor wir bei einem traumhaften Abendhimmel zusammen aufklaren und dann auf unseren Booten verschwinden – so ein ganzer Tag in der knallen Sonne und frischen Luft macht eben nicht nur hungrig, sondern auch extrem müde.

Ostersonntag beginnt mit einem gemeinsamen Osterbrunch auf der Terrasse. Wir dachten, dass uns nach den vielen gemeinsamen Erlebnissen mit Bärbel nichts mehr überraschen kann, aber es ist kaum zu glauben, was plötzlich auf dem Tisch steht: Frische Brötchen und 6 Sorten Brot, 13 Sorten Käse, 12 Sorten Wurst, Fisch und Krabben, unzählige süße Aufstriche und Eier in allen Variationen. Als Eva dann noch mit frischen Pancakes ankommt, drohen wir zu platzen.

So schnell wie das Frühstück auf dem Tisch stand, ist hinterher aber auch auf- und weggeräumt – alle wollen den aufkommenden leichten Wind nutzen und wieder auf See.

Wir legen vor, verlassen unter Segeln den Hafen, und sowohl Lycka als auch Saphir setzen zumindest ihre Vorsegel noch in der Mjelsvig. Ganz langsam geht es vorbei an den kleinen Buchten und durch die Enge der Dyvig bis hinaus auf den Alsfjord. Da für morgen Starkwind angekündigt ist, wollen wir noch bis Wackerballig – aber wir haben ja Zeit! So kreuzen wir den Alsfjord und den Alssund auf, unseren Motor nutzen wir nur für die paar Minuten unter der Brücke in Sønderborg.

Während Lycka schon lange unter Motor verschwunden ist, kommt zum Anfang des Alssunds Saphir von achtern auf. Gemeinsam kreuzen wir nach Süden, aber Saphir gibt auf Höhe der Autobahnbrücke auf, und so sind wir wieder allein unter Segeln.

Zusammen passieren wir die Brücke um 17:38Uhr, aber während Saphir noch eine Nacht im Stadthafen von Sønderborg bleibt, setzen wir Kurs Heimat. Die ersten Meilen kommen wir mit einem frischen Südost gut voran, dann aber verschwinden langsam Wind und Sonne – übrig bleibt eine kriechende Kälte.

Gesamtstrecke: 25.98 NM
Durchschnittsgeschwindigkeit: 3.80 knots
Gesamtzeit: 08:02:21
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In Wackerballig werden wir herzlich empfangen: Peter&Christel, Ralf&Martina und Ike&Karin stehen auf ihren Achterschiffen und bilden ein Spalier, während wir im Sonnenuntergang zu unserer Box tuckern.

Auf Lycka steht sogar noch ein warmes Essen bereit, was haben wir doch für eine tolle Hafengemeinschaft in Wackerballig! Nach dem leckeren Mahl geht es noch auf ein Bier zu Jenny, nach dem langen Winter hat jeder was zu erzählen.

Ostermontag lassen wir das Wochenende dann ruhig ausklingen, kurz nach dem Frühstück dreht der Wind auch wie angekündgt auf, und so wir sind froh, schon in Wackerballig zu sein. Wir machen das Boot für die kommende Woche sturmfest, freuen uns über nur 4 Tage Arbeit bis zu unserem nächsten Besuch – der dann auch eine ganze Woche Urlaub mit sich bringt – und verlassen am Abend glücklich und müde die Ostsee.

Kategorien: Törns

Ein Kommentar bisher.

  1. Hans-Georg sagt:

    Nach der langen Winterzeit freu ich mich auf eure Berichte, sei es nur ein Wochenendetörn oder auch ein paar Tage mehr.
    Wenn ich mich richtig erinnere, war ja Donnerstag schon ein Feiertag in DK?
    Warum weht der Danebrog auf Halbmast?


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