Da LOTTE ja nicht sofort, Ende Oktober, in ihre Halle gekommen war, verzögerte sich der Beginn unserer Winterarbeiten ein wenig – erst kamen viele Weihnachtsfeiern und dann musste unsere alte Dame ja auch erst vollständig entladen werden. Nachdem diese Arbeit endlich getan war, wir alle Seile durch die Wasch- und das Geschirr durch die Spülmaschine gejagt hatten, konnten wir uns nun dem Boot selber zuwenden.
Im letzten Winter hatten wir außen viel neu lackiert und so zeigten sich dort erfreulicherweise wenige Baustellen – wir hatten lediglich einen größeren Schaden im Sommer am Lack einstecken müssen und das Unterwasserschiff machte nach dem Kranen einen guten Eindruck. Leider sieht man vieles erst auf den zweiten Blick und so ist die Liste der Arbeiten trotzdem wieder recht lang:
- An einigen Stellen ist Wasser unter den Lack gelaufen, dort muss abgeschliffen und neu aufgebaut werden. Merkwürdigerweise ist das auch an Stellen passiert, die seit Jahren gut unter Lack waren
- Das Unterwasserschiff muss wie jedes Jahr neu geprimert und mit Antifouling gestrichen werden.
- Am Ruderkopf und im hinteren Teil des Cockpits war der Lack im letzten Winter zu dünn… dort muss alles runter und neu.
- Das Vorluk geht aus dem Leim und muss geklebt und dann neu Lackiert werden.
- Die Backskistendeckel müssen gerade gezogen und dann mit Leisten versteift werden.
- Wir müssen einen Platz für den neuen Kocher finden.
- Das Bodenbrett von Schrank muss neu, dieses Mal mit Fächern.
- An den Stellen, an denen der Bootsbauer Reparaturen durchgeführt hat, muss neu Lackiert werden.
- Der Mast muss komplett neu Lackiert werden.
- Die Bilge muss neu gestrichen werden.
- Seit Jahren wollen wir das Kajütdach von innen neu streichen… mal sehen, ob das noch klappt.
Zu unserem großen Glück, haben wir in diesem Jahr nicht nur unser (beheizbares) Lackierzelt wieder, sondern können auch noch die Nachbarhalle mit nutzen. So haben wir genug Platz zum Schleifen, Basteln und Lackieren.
Um einen guten EInstieg zu finden, machten wir uns in diesem Jahr sofort über jedes Teil her, was wir vom Boot holten oder dort abschraubten. Während Robbi noch mit der Demontage einiger Beschläge beschäftigt war, versuchte ich mit vielen Schraubzwingen unseren Backskistendeckeln ihre alte Form zurück zu geben. Uns ist klar, dass sich Massivholz verzieht, aber warum die 50-Jahre alten Deckel seit einigen Jahren immer runder werden, ist uns ein Rätsel – das haben die früher nicht gemacht…. Nach Rücksprache mit einigen Bootsbauern und Tischlern haben wir uns für folgenden Versuch entschieden: Die alten Deckel werden einige Wochen mit Schraubzwingen in ihre alte Form gebracht und, sollten sie dann noch nicht gerissen sein, mit starken Leisten von unten verstärkt. Diese Leisten sollen höher als dick und aus festem, möglichst verwindungsfreiem Holz sein. Während die Deckel seit einigen Wochen vor Weihnachten nun zwischen zwei Teilen von Sebus altem Schreibtisch ausharren müssen, widmeten wir uns anderen Baustellen:
Der Boden in LOTTEs Schrank ist seit Jahren ein einziges Ärgernis: Erstens ist er etwas zu kurz (so das viele Dinge einfach hinter ihm in die Bilge rollen) und zweitens ist er nicht tief genug – beides lässt sich ja leicht ändern. Der neue Boden bekommt seine Auflagen 2cm höher und kann somit fast 10cm tiefer werden, den so gewonnenen Platz werden wir mit einem System aus Fächern versehen, vergleichbar mit einem liegenden Setzbord. Auch wenn die Arbeiten nicht kompliziert sind, so merken wir doch, dass wir so etwas nicht jeden Tag machen. Wir tasten uns durch häufiges Messen und mehrere Schritte des Zuschnitts langsam an die endgültige Form heran. Mit jedem Mal wird es genauer und nach einigen iterativen Schritten haben wir ein passgenaues Bodenbrett. Es macht auch Spaß so auf dem Boot zu sitzen und zu arbeiten, denn die Tage um Weihnachten sind diese Jahr außergewöhnlich warm und trocken. Bei konstant zweistelligen Temperaturen in der Halle frieren weder die Finger noch sonst etwas und die Arbeit ist sehr viel entspannter als normalerweise zu dieser Zeit… Neben den eigendlichen Arbeiten am Boot fallen natürlich auch sonst noch viele Tätigkeiten an, und als Robbi am 2. Weihnachtstag zu seinen Eltern will, bekommt er erstmal einige Kisten mit Holzabfall mit – so eine "Werft" will ja auch in Ordnung gehalten werden! So lange wir noch nicht Malen und Lackieren, wird unsere Lackierkabine zu einem weiteren Arbeitsplatz – hier lagern einige der zu bearbeitenden Teile und hier haben wir auf zwei großen Böcken eine stabile Werkbank errichtet. Unterdessen geht die Arbeit an allen Fronten weiter, wenn einer mal nicht mehr Schleifen mag, vermisst und bohrt er eben die Löcher in den neuen Schrankboden… …oder demontiert Beschläge. Hierbei tut sich Robbi natürlich am meißten hervor, denn in seinen Pfoten steckt mehr Kraft als in unserem guten Akkuschrauber. Da es jetzt noch so warm ist – und die Kälte mit Sicherheit noch kommt – räumen wir über die Feiertage unser Lackierzelt, machen es sauber und beginnen mit den ersten Lagen Öl und Lack. Unser Ziel ist es parallel zu den Arbeiten am Boot selber, alle Teile zu Lackieren. Aus der alten Ruderbank von Sorte Sara, sägen wir die Versteifungen für unsere Backskistendeckel. Für uns ist das ideal, mit dem Holz der über 100 Jahre alten Smakkejolle bekommt LOTTE eine Hilfe für ihr eigenes Alter – das nennen wir mal "reuse". Nach einigen Arbeitsgängen kann sich das Ergebnis schon sehen lassen, aber wir verlieren keine Zeit: Ab gehts zur ersten Ölung! Nach drei Lagen Öl nimmt das Holz fast nichts mehr auf und wir lassen es erstmal ein paar Tage trocknen, nach einem kurzen Zwischenschliff folgt dann der erste Lack. Mit allen Teilen schon gut unter Öl wenden wir uns neuen Aufgaben zu, mit dem Mast lenken wir uns von den Baustellen am Boot ab. Seit 10 Jahren liegt LOTTE im Winter nun in dieser Halle, aber noch nie konnten wir im Winter das hintere Tor (den Durchgang zur Nebenhalle) komplett aufmachen, immer standen Boote oder Autos im Weg… daher konnten wir auch noch nie unseren Mast mit in die Halle nehmen, denn unsere eigene ist einfach 2m zu kurz! In diesem Jahr aber ist Platz und so bauten wir ein paar Stützen und holten den Mast herein… Endlich bekommt auch er seine wohlverdiente Generalüberholung!
Hallo,
sollen die Leisten aus Eichenholz die Backskistendeckel aus Massivholz in Form halten ? Wenn ja, sollten es "Langlöcher" sein ( bis auf dien erste Schraube in der Leiste ) weil das Holz ( quer und längs zur Faser ) unterschiedlich arbeitet. Wenn es so festgeschraubt wir, werden die schönen deckel bestimmt Risse bekommen, auch nach 50 Jahren.
Gruß Holger
Moin Holger,
das mit den Leisten ist genau der Plan – und den hatten, unabhängig voneinander, zwei Bootsbauer und zwei Tischler… darum haben wir uns für diese Ausführung entschieden.
Gruß
BO
Hallo Björn,
dann sind es jetzt drei Bootsbauer :-)……., aber ich denke das es Probleme geben wird, besser wären "Langlöcher". , die eleganteste Lösung wäre eine eingeratete Leiste welche nicht verleimt wird. So wäre gewährleistet das das Material arbeiten kann ohne Rissbildung.
Gruß und weiter viel Spaß bei den Arbeiten an der Lotte.